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Halva von Haithabu sorgt für die Sensation

Halva von Haithabu sorgt für die Sensation
Nachschau Berlin-Mariendorf, 23.09.2017

Rudolf Haller führt Gabriele Pohlmanns Hengst zum Breeders-Crown-Sieg über Fridericus und Cash Hanover. Auch bei den Stuten gibt es eine Überraschung, denn Jørgen Sjunnesson setzt sich mit Immo Müllers Elma Lane völlig ungefährdet durch.     

Mariendorf, 23. September 2017.


Zwei Kronen wurden vergeben: Am ersten Tag des Mariendorfer Breeders-Crown-Meetings standen die beiden Hauptläufe für die fünf- bis siebenjährigen Traber im Mittelpunkt. Diesmal hieß es ausnahmsweise nicht „Ladies First“, denn als erstes wurde die inklusive Züchterprämie mit 54.583 Euro dotierte Prüfung für die Hengste und Wallache ausgetragen. In dem Achterfeld schienen die restlichen Teilnehmer neben dem 11:10-Topfavoriten Cash Hanover (Michael Nimczyk) und seinem 29:10-Herausforderer Fridericus (Veijo Heiskanen) nur reine Statisten zu sein. Und lange sah es auch tatsächlich danach aus, denn der sofort in Front geschossene Fridericus und der gut tausend Meter vor dem Ziel in die Angriffsspur genommene Cash Hanover bestimmten bis weit in den Einlauf hinein das Geschehen. Doch was dann passierte, glich dem 1988 stattgefundenen legendären March of Dimes – einem der berühmtesten Rennen aller Zeiten. Damals hatte sich das Publikum ebenfalls nur auf zwei Pferde, nämlich Ourasi und Mack Lobell, konzentriert. Aber es trumpfte schließlich ein ganz anderes Traber auf: Sugarcane Hanover. Und auch in Mariendorf hieß  es am Ende: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. 

Denn aus dem vermeintlichen Duell wurde ein dramatischer Dreikampf, aus dem der von Rudolf Haller meisterlich vorgetragene Halva von Haithabu als Sieger hervorging. Der offiziell von Michael Hendrikx, maßgeblich aber von Gerhard Holtermann vorbereitete Hengst eroberte nach dem Start sofort die zweite Position innen hinter Fridericus, der auf den ersten Metern ein 06-er Tempo vorgelegt hatte. Als die Pace nach einer etwas ruhigeren Phase im Schlussbogen wieder enorm anzog, blieb Halva von Haithabu im Gegensatz zu den anderen Verfolgern eisern an den beiden Duellanten dran und Rudolf Haller nutzte im Einlauf die zu den restlichen Teilnehmern klaffende kleine Lücke konsequent, um seinen Schützling nach außen zum Angriff zu dirigieren. Halva von Haithabu beschleunigte innerhalb von Sekundenbruchteilen von null auf hundert. Die Sensation bahnte sich an: Während Cash Hanover trotz enormer Bemühungen und überaus tapferem Einsatz hauchdünn hinter dem ebenfalls nie aufsteckenden Fridericus blieb, schaffte Hava Haithabu in 12,5/1.900m mit einem Halsvorsprung die Wende. Alle drei Pferde rannten zwar zeitgleich über die Linie – aber nur Halva von Haithabu trat den Weg in den Winner-Circle an. Rudolf Haller: „Der Hengst ist ein absolut tolles Pferd und im Rennen völlig unkompliziert zu fahren. Er erinnert mich in dieser Hinsicht ein wenig an Stark Bi. Ich musste Halva nur zweimal kurz ein Zeichen geben – er ist vor Leistungsbereitschaft regelrecht explodiert!“

Auch der Hauptlauf der älteren Stuten, der inklusive der Züchterprämie sogar mit 62.381 Euro dotiert war, endete mit einer kleinen Überraschung. Denn die von Gerhard Biendl gesteuerte 14:10-Topfavoritin Celestial Light TK konnte sich ausnahmsweise einmal nicht durchsetzen, sondern belegte trotz einer durchaus ordentlichen Vorstellung diesmal nur den zweiten Platz. Als Sieger gingen – wie schon in der Saison 2015 – Elma Lane und Jørgen Sjunnesson hervor. Die von Peter Untersteiner in Schweden trainierte Siebenjährige, die in den zurückliegenden 15 Monaten aufgrund gesundheitlicher Probleme nur zwei Rennen bestritten hatte, wirkte wie wiedergeboren und stürmte sofort an die Spitze. Elma Lane regierte in 15,1/1.900m derart souverän, dass die Mitte der Gegenseite gebrachte Celestial Light TK trotz ernsthafter Bemühungen nie zur Gefahr wurde. Die Favoritin kam nur bis auf zwei Längen heran. Rang drei ging an April Love (Tommi Kylliainen). Bei der Siegerehrung verpasste Jørgen Sjunnesson Elma Lanes Trainer ein dickes Lob: „Wenn ein Pferd nur sehr wenige Rennen im Bauch hat, ist es schwer, es auf den Punkt genau vorzubereiten. Peter hat wirklich ganze Arbeit geleistet.“ Und natürlich strahlte auch Elma Lanes Besitzer und Züchter Immo Müller über das ganze Gesicht: „Wir hatten die Stute, die Probleme im Bereich des Hufgelenks hatte, zwischendurch extra in deutsche Heimat geholt, um sie vollständig auszukurieren.“ Dies ist Immo Müller angesichts der beeindruckenden Leistung seiner Superstute offenbar voll und ganz gelungen.“           

Für die fünf- bis siebenjährigen Traber wurden außerdem drei Entlastungen ausgetragen. Einmal mehr eine Macht war der von Rudolf Haller präsentierte Tyrolean Dream, der in den Wieserhof-Farben seinen vierten Treffer en suite vollbrachte. Der Wallach ließ seinen Konkurrenten in 13,3/1.900m Start bis Ziel keinerlei Chance. Rudolf Haller hielt den hinter ihm an der Innenkante postierten Ginger Heldia (Michael Nimczyk) clever in Schach – als der Gegner hundert Meter vor dem Ziel endlich freikam, war das Beute längst verteilt und er konnte den Rückstand auf Tyrolean Dream, der sich schlagartig mit drei Längen gelöst hatte, nicht mehr wettmachen.. Das dritte Geld ging an SJs Sunday (Kornelius Kluth), der einmal mehr mit feinem Speed überzeugte. Genau nach demselben Strickmuster lief auch die andere Entlastung der Hengste und Wallache ab, denn Nileo stürmte mit dem Goldhelm Michael Nimczyk sofort an die Spitze und ließ in 14,1/1.900m nichts mehr anbrennen, obwohl sich der stets innen dahinter positionierte Rebound (Roland Hülskath) noch bis auf eine halbe Länge herankämpfte und auch der im Einlauf gebrachte Mighty Hanover (Thorsten Tietz) als Dritter nicht weit geschlagen war.    

In der Entlastung der älteren Stuten sah es lange nach einem Sieg für Berliner Besitzerfarben aus, denn Georg Raddes Vierbeiner-Lady Friday Fortuna (Kay Werner) gab bis weit in den Einlauf hinein tapfer das Tempo vor. Doch am Ende reichte es dann doch nur für Rang drei, denn die hartnäckig fightende Ivy Corner (Tim Schwarma) und vor allem die regelrecht heranfliegende Late Night Show (Dennis Spangenberg) zogen noch vorbei. Die Siegerin, die zur Quote 309:10 deutlich unterschätzt war und auch auf Place sensationelle 192:10 erbrachte, hatte bis in die Überseite hinein unauffällig im hinteren Mittelfeld gelegen und entwickelte auf der Schlusshalben enorme Endgeschwindigkeit. Late Light Show ließ natürlich auch die Quote für die Dreierwette mächtig nach oben schnellen: Für die richtige Reihenfolge gab es 13.841:10.  

Auch das Rahmenprogramm wurde dem sportlichen Wert des Topereignisses gerecht, denn es gab etliche exzellente Leistungen zu sehen. Auf keinerlei Opposition stieß die von Dennis Spangenberg gesteuerte Exception Smart, die auch den zweiten Auftritt ihrer jungen Rennkarriere Start bis Ziel gewann. Der Berufsfahrer, für den der Silberhelm in dieser Saison in Griffweite liegt, punktete in genauso offensiven Stil auch mit Extra Cash. Als Dritte im Bunde der Ready-Cash-Töchter wollte auch Easter Smart (Sarah Kube) nicht nachstehen, die Stute fertigte ihre Konkurrenten von der Spitze aus überlegen ab. Dem Reigen der aus der Frontposition heraus gewonnenen Rennen vollendete der von Thorsten Tietz vorgetragene Muscle Design. Aber es gab auch Pferde, die nicht aus der Führungsposition heraus zuschlugen. Zum Beispiel der von Robbin Bot gesteuerte Unstoppable, der trotz eines anspruchsvollen Verlaufs durch die Außenspur auf den letzten Metern einsam voraus war. So richtig „knirsch“ wurde es dagegen für Michael Nimczyk und den zweihundert Meter vor dem Pfosten in Front gezogenen Out of the Slums, der sich in einem spannenden Finish nur knapp gegen den nachsetzenden MaxundAlex (Dennis Spangenberg) behaupten konnte.   
       
Gesamtumsatz: 159.104,62 Euro – Bahnumsatz: 73.557,80 Euro – Außenumsatz: 85.546,82 Euro.