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Emotion pur durch Motion Pure

Emotion pur durch Motion Pure
Nachschau Berlin-Mariendorf, 05.08.2017

(cb).  Es kam am Tag des Stutenderbys mal wieder etwas anders als gemutmaßt, doch im Nachhinein war man dennoch nicht sonderlich verwundert über die neue Königin des Derbyjahrgangs und fragte sich, warum solange Rätselraten dominiert hatte. Weder die drei Mommert-Stuten noch die favorisierte Alegra B standen nach dem Eduard Winter Deutschem Stutenderby im Winner-Circle, sondern Motion Pure mit dem deutschen Rekordchampion und vielfachen Triumphator in dieser Prüfung. Heinz Wewering war selbst zwar cool und abgeklärt zu einem erneuten Stutenderbysieg, seinem neun insgesamt gekommen, doch drumherum war alles pure Emotion.

Natürlich gab es nach dem Stuten-Derby, das in Erinnerung an einen großen Pferdemann und Gönner der Mariendorfer Piste als Arthur Knauer-Rennen seit 1989 „getrennt“ vom Hauptderby gelaufen wird, einen großen Bahnhof für die Siegerin, doch die berühmten emotionalen Momente hatte es schon vor dem Akt der Ehrung gegeben. Vor dem Start zu der mit 103.802 EUR üppig dotierten Prüfung knisterte die Spannung auf der gut gefüllten Anlage am Mariendorfer Damm.  Sollte es einer der drei Vorlaufsiegerinnen aus dem Stall von Ulrich Mommert gelingen, die Angelegenheit zur Zufriedenheit des Bahneigentümers zu regeln, oder sollte man doch lieber mit der überlegensten Vorlaufsiegerin gehen, der aus Schweden angereisten Alegra B? Da schien die letzte „Mohikanerin“ aus dem Gestüt Lasbek ein wenig unterzugehen in der Vorbetrachtung. Als einziges Pferd des M-Jahrgangs hatte die Muscle Hill-Tochter ein Derbyfinale erreicht und versuchte das Lasbeker Fähnlein aufrechtzuerhalten.

Die richtigen Bewegungen

Die für 52:10 am Toto als Co-Favoritin gehandelte Motion Pure enttäuschte ihren Anhang ebenso wenig wie der hinter ihr sitzende Akteur. Der mittlerweile 67 Jahre „junge“ Heinz Wewering  warf als Dauer-Catchdriver seine ganze Klasse und Routine in die Waagschale, verlor nie die Nerven und gewann in 1:14,1 letztlich leicht. Doch leicht hatte man es der kleinen Stute nicht gemacht, die einmal mehr über sich hinauswuchs, wie es ihre Art zu sein scheint: „Sie ist zwar klein, aber sie glaubt, zwei Meter groß zu sein“, hatte ihr Trainer Christian Lindhardt metaphorisch den Kampfgeist der Stute schon vor einiger Zeit in Worte gefasst, was Heinz Wewering im Siegerinterview nur bestätigen konnte: „Sie hat ein großes Herz und setzt sich immer voll ein.“ Da nahm Motion Pure auch nicht übel, dass die eingangs zum ersten Bogen wegspringende Favoritin Alegra B ihr bös in die Quere hüpfte. So manche Dreijährige hätte dies selbst zum Anlass für einen Fehler genommen. Motion Pure setzte unbeeindruckt nach einem Schlenker nach und hatte dann das Glück in Honesty Newport ein Führpferd zu finden. So entwickelte sich in der von Tijuana Diamant angeführten Prüfung sich plötzlich doch noch alles günstig für die Lasbekerin, was schon im letzten Bogen für Optimismus beim Fahrer gesorgt hatte: „Das ist mein Rennen, dachte ich, und so war es dann ja auch. Im Einlauf machte sie sich beim Laufen immer kleiner!“ beschrieb Wewering die letzten Meter und die Einsatzfreude der kleinen Stute mit dem großen Kämpferherzen. Aus zweiter Position außen überlief Motion Pure recht locker die beiden Mommert-Stuten und kam zu einem mit 49.401 EUR honorierten Sieg. Die von Rudi Haller gelenkte Charlotte Newport kam ebenfalls noch an Tijuana Diamant vorbei, womit für die Mommert-Armada die Ränge zwei und drei heraussprangen. 

So ist das Leben

Marion Jauß hatte keine Stute in das Finale gebracht, hoffte im Finale B auf die im Vorjahr so glänzend gelaufene NYSE, doch die Stute vermochte sich nicht zu behaupten und endete als Dritte zu C’est La Vie C und Hotspot. Siegfahrer Stefan Schoonhoven, der viel außen fahren musste, stellte trefflich fest: „Der Rennverlauf war nicht top, aber die Stute war stark und wird immer besser!“

Hatte im Vorjahr Dion Tesselaar mit Gilda Newport für Marion Jauß das Stutenderby gewinnen können, so verfügt zumindest der Trainer schon jetzt für eine interessante Kandidatin für die Edition 2018. Im Auktionsrennen für Zweijährige war die Ready Cash-Tochter Isabella Boshoeve Start-Ziel andere Ware.

Auch wenn Michael Nimczyk im Stutenderby leer ausging, so blieb er auch am vorletzten Tag des Derbymeetings nicht ohne Erfolgserlebnis. Gleich zum Auftakt gewann der Champion Start-Ziel mit Amici P und ließ dann die Gegner mit Skyfall alt aussehen, denn auch die weit enteilte Euforia sammelte er aus zweiter Reihe über die Meile im Einlauf lässig ein.

Keine Vorlaufsieger

Sowohl im Derby-Kampf der Geschlechter als auch im Finale zum Handicap-Pokal „de luxe“ waren die Vorlaufsieger im Endlauf nicht vorn. Katharina Kramer hatte sich mit Lovely Princess gegen Tornado Jet und Sarah Kube ins Ziel gerettet, während Late Night Show mit Hans-Jürgen von Holdt den Vorteil gegen den speedigen Falco in der Hand von Fred Handelaar nicht verteidigen konnte. Das Finale sicherte sich dann aus erster Startreihe den umgehend nach vorgezogenen Tornado Jet mit Sarah Kube. Nach dem Ausfall von Barbarella im Vorfeld schien alles für Fast Shadow zu sprechen, doch beim Bänderstart verweigerte der „Durchmarschsieger“ im dritten und entscheidenden Durchgang zum Handicap-Pokal „de luxe“ den Dienst und begann im gestreckten Galopp. Ein perfekt eingesetzter Johnnys Rockets setzte sich aus dem Rücken von Classic Garden mit Thomas Panschow durch.

Eine tolle Kampfpartie entschied Victor Gentz mit Soccer zu seinen Gunsten gegen den sich tapfer wehrenden Rebound in der Hand von Roland Hülskath. Da musste Trainingsgefährte Lordano Ass mit Lea Ahokas im 2. Lauf zur Internationalen Deutschen Nachwuchs-Meisterschaft sich deutlich weniger gegen MaxundAlex und Alexander Kelm anstrengen. Auch die Start-Ziel dominierende Normandie Royal konnte beim zweiten Lebensstart ungeschlagen bleiben und musste bei weitem mit Hugo Langeweg ihre Karten nicht aufdecken. Beeindruckend fiel dann noch der Sieg von Tyrolean Dream aus, mit dem Rudi Haller es vorn so richtig kesseln ließ. In Tagesbestzeit von 1:12,7 fertigte er die gewiss nicht schlechte Konkurrenz ab. Den Schlusspunkt setzte nach totaler Offensive Tom Kooyman mit Guy Pomponne, ehe vor der altehrwürdigen Endell’schen Tribüne die große Derby-Jährlingsauktion stieg – nach dem Stutenderby ist eben immer auch vor dem Derby, und das gilt auch 2018 oder 2019, wenn die aktuell teilweise zu erheblichen Kursen verauktionierten  Jährlinge beim Kampf um das Blaue Band mitsprechen wollen.

Gesamtumsatz: 447.006,20 Euro - Bahnumsatz: 266.751,50Euro - Außenumsatz: 180.254,70 Euro