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What a Horse - Fridericus knackt den Bahnrekord!

What a Horse - Fridericus knackt den Bahnrekord!
Nachschau Berlin-Mariendorf, 24.09.2016

Der von Veijo Heiskanen trainierte und gesteuerte Traber erfüllt seinen Züchtern und Besitzern Nicole und Hans-Joachim Kleemann einen Traum und schreibt mit seinem 11.2-Sieg im Breeders-Crown-Hauptlauf der älteren Hengste und Wallache Rennsportgeschichte. Die dickste Börse des Tages streichen Josef Franzl und Stacelita bei ihrem Triumph im Hauptlauf der fünf- bis siebenjährigen Stuten ein. 
 
Bestes Wetter, beste Stimmung im Winner-Circle und auf den Rängen und bester Sport: Am ersten Veranstaltungstag der Breeders Crown 2016 standen die beiden Hauptläufe der fünf- bis siebenjährigen Traber auf dem Programm. Die den Stuten vorbehaltene und inklusive der Züchterprämie mit fast 74.000 Euro dotierte Wertung stand als erstes auf der Karte und brachte ein Siegerteam hervor, das diesen Triumph wahrlich verdient hatte. Denn an der Klasse von Stall Germanias Stacelita, die aus der Zucht von Jean-Pierre Dubois stammt, gab es zwar vorab keinerlei Zweifel – die von Josef Franzl betreute und gefahrene Infinitiv-Tochter hatte aber dennoch eine lange Durststrecke zu überstehen. Nun zeigte die Braune, die obendrein quasi die gesamte Saison 2016 ausgesetzt hatte, in 13,6/1.900m endlich wieder, was wirklich in ihr steckt. Stacelita profitierte zudem von einem absolut idealen Rennverlauf.
 
Denn hinter der für ihre Führungsarbeit in der Endabrechnung mit dem vierten Geld belohnten Pilotin Ontheway Diamant (Michael Nimczyk) schlüpfte Stacelita sofort an die Innenkante und als sich Ende des letzten Bogens durch einen Fehler der außen in zweiter Spur wegspringenden Vicky Corner (Thorsten Tietz) die entscheidende Lücke auftat, reagierte Josef Franzl ad hoc. Stacelita steckte den Kopf in Front und wehrte die nachsetzende Abasi (Gerhard Mary) ab, die als viertes Pferd außen ebenfalls einen optimalen Verlauf vorgefunden hatte. Ein dickes Kompliment hatte sich die nur wenige Zentimeter dahinter platzierte Lady Deluxe (Robbin Bot) verdient. Denn im Gegensatz zu den Vorgenannten lief es für sie absolut nicht ideal. Lady Deluxe war noch ausgangs des Schlussbogens im hinteren Feld eingeschlossen und weit von der Spitze entfernt. Doch Robbin Bot schaffte es tatsächlich, die Braune noch enorm schnell zu machen und dirigierte sie im Zickzackkurs zwischen den Gegnern hindurch auf den dritten Rang.   
 
Doch das alles war letztlich nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen sollte. Denn was zu diesem frühen Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Der gut zwei Stunden später ausgetragene und einschließlich Züchterprämie mit knapp 64.000 Euro dotierte Hauptlauf der fünf bis siebenjährigen Hengste und Wallache sollte ein Stück Rennsportgeschichte schreiben. Gewiss – dass die neun Starter dieses Rennens die läuferische Kapazität besaßen, um an Gustavs Diamant 11,9-Bahnrekord zu kratzen, war natürlich schon im Vorfeld vermutet worden. Aber zugleich wusste jeder Traber-Interessierte: Ob solch eine fantastische Marke dann auch wirklich fällt, hängt natürlich entscheidend von der Tempoteilung ab: Gibt es unterwegs Attacken, die den Piloten zu einer strammen Pace zwingen – oder tritt doch eine ruhigere Zwischenphase ein? Allzu oft wird selbst in höchster Klasse zwischendurch gebummelt und eine für möglich gehaltene neue Bestmarke nicht realisiert. Diesmal aber sollte es tatsächlich der Fall sein – und in was für einer Manier! 
 
Schon vom ersten Meter an ging so richtig die Post ab: Michael Larsen und Banks flogen in schier unglaublichen 04,3 (!) an die Spitze, sahen sich aber sofort von Veijo Heiskanen und Fridericus bedrängt. Und der derzeit in Schweden beheimatete finnische Meisterfahrer ließ einfach nicht Locker – Heiskanen gab mit dem Stall-Preussen-Crack so lange Gas, bis er auf der Tribünengeraden tatsächlich an Banks vorbei war. Die zweite Zwischenetappe lag bei rasanten 13,5. Lediglich vor dem Erreichen der Gegenseite ging es mit 16,4 etwas langsamer zu. Doch als das Teilnehmerfeld etwas dichter zusammenrückte und sich hinter Fridericus und Banks sowie den gut mithaltenden Ginger Heldia (Michael Nimczyk) und SJs Junio C (Stefan Schoonhoven) vor allem Punk (Dennis Spangenberg) in äußere Spuren orientierte, machte Heiskanen mit seinem Pferd erneut ein Fass auf  und schraubte das Tempo auf spektakuläre 08,6.
 
Im Einlauf kam es zwischen Fridericus und dem nun wieder in die zweite Spur gelangten Banks endgültig zum Duell. Für einen Moment schien der Verfolger die klar besseren Trümpfe zu besitzen, denn Banks steckte seine Nüstern in Front. Doch mit einem unglaublichen Einsatzwillen bog Fridericus den Spieß wieder um und bewältigte die 1.900-Meter-Strecke unter Auslöschung des von Gustav Diamants im Jahr 2007 aufgestellten Bahnrekords in unfassbaren 1:11,2 min. – volle sieben Zehntelsekunden unter der alten Bestmarke. „Dies mit eigenen Augen zu sehen – damit ist für mich und meine Frau ein Traum wahr geworden!“, strahlte Fridericus‘ Besitzer und Züchter Hans-Joachim Kleemann. Anderthalb Längen zurück geriet Banks gegen den über sich hinauswachsenden SJs Junior C nicht mehr in Gefahr. Punk wurde auf den letzten Metern noch sehr schnell und blieb ebenso wie der tapfer durchziehende Ginger Heldia unter Gustav Diamants altem Rekord. Die restlichen Teilnehmer konnten keine Akzente setzen und waren überdeutlich geschlagen. 
 
Neben den beiden Hauptläufen wurden am Samstag insgesamt sieben Breeders-Crown-Entlastungen ausgetragen. Den Auftakt machten Rudolf Haller und Pompano Julian bei den dreijährigen Hengsten und Wallachen. Der von Werner Ausserhofer gezüchtete Traber des Stalles Wieserhof zog mit großer Autorität an die Spitze und triumphierte in 14,9/1.900m, ohne jemals bedrängt zu sein. Fast identisch gestaltete sich das Stuten-Pendant, denn die von Jean Huls gezüchtete dreijährige Lady Vera und ihr Trainer Thorsten Tietz zogen ebenfalls sofort nach vorne und Lady Vera strampelte das Pensum in 13,4/1.900m brav herunter. Bei den vierjährigen Hengsten und Wallachen spulte sich der Rennfilm völlig konträr ab, denn der von Jesse ter Borg gesteuerte und von seinem Vater Peter gezüchtete Friendship Newport griff erst auf der Zielgeraden an und zwang den tapfer gegenhaltenden Piloten Raffaelo Diamant (Michael Nimczyk) mit dem allerletzten Schritt in die Knie. Für beide Pferde blieben die Uhren bei bärenstarken 12,5/1.900m stehen.   
 
Nur eine knappe halbe Stunde später wurde der Rennstall Mommert für die hauchdünne Niederlage von Raffaelo Diamant ausgiebig entschädigt, denn die erste Entlastung der fünf- bis sieben Hengste und Wallache entwickelte sich zu einer Sternstunde für Montecore Mo und Michael Nimczyk. Der Dunkelbraune sah schon eine Runde vor dem Ziel in zweiter Spur sehr angriffslustig aus und zog dann auf der Gegenseite entschlossen nach vorne. Der Rest war eine Demonstration, denn der „Tiger“ ging in sensationellen 12,5/1.900m auf und davon. Die zweite Entlastung dieser Altersklasse wurde eine sichere Beute für den diesmal von Michael Hönemann vorgestellten Helios, der auf dem Gestüt Lasbek das Licht der Welt erblickte und den man durchaus als „Mister Breeders Crown“ bezeichnen darf, denn er schneidet in jeder Saison hervorragend bei diesem Wettkampf ab. Diesmal erkämpfte sich Helios noch auf der Startgeraden das Kommando und blieb in 13,2/1.900m souverän voraus.
 
Auch der dritte Entlastungssieger in der Klasse der fünf-  bis siebenjährigen Hengste und Wallache ist in Berlin mittlerweile ein alter Bekannter – und zwar im besten Sinne, denn der von Heinrich Gentz gezüchtete und von seinem Sohn Victor trainierte und gefahrene Iron Steel verkauftsich bei seinen Stippvisiten in der Hauptstadt stets prächtig. Diesmal verkraftete der Wallach sogar einen Verlauf außen herum völlig problemlos und löste sich in auf den letzten dreihundert Metern geradezu spielerisch vom Feld. In der Entlastung der älteren Stuten trumpfte die von Dr. Friedrich Gentz gezüchtete Grande Dame in der Hand von Heinz Wewering auf, der eine Stunde zuvor eine Schrecksekunde zu überstehen hatte, als er aus dem Sulky der in der Startphase gestürzten Jane Bo katapultiert worden war. Gottseidank kamen bei dem Unfall weder Pferd noch Fahrer zu Schaden. Viel manierlicher gebärdete sich Grande Dame auf den ersten Metern – sie schoss sofort an die Spitze und siegte in 13,8/1.900m hochüberlegen. Fünf Längen zurück ergatterte die 435:10-Riesenaußenseiterin Peaches Diamant mit Tim Schwarma Rang zwei.         
 
Auch in den drei Rennen des Breeders-Crown-Rahmenprogramms gab es überzeugende Leistungen zu sehen. Andreas Schwarz übernahm mit seiner sich von Tag zu Tag steigernden Stute Sugababe Diamant vor den Tribünen offensiv die Spitze, das Gespann siegte drückend überlegen. Montgomery Mo wurde von Michael Nimczyk dagegen erst auf der Zielgeraden in die Schlacht geworfen und flog wie ein Pfeil an den Gegnern vorbei. Mit Look Santana Eck schoss André Schiller sofort an die Spitze, ließ dann zwei Gegner vorbei und machte im Einlauf mit den Kontrahenten kurzen Prozess. Look Santana Eck trumpfte mit drei Längen Vorsprung auf und unterstrich auf eindrucksvolle Weise die schon seit Wochen starke Form seines Fahrers.
 
Gesamtumsatz: 178.086,30 Euro – Bahnumsatz: 74.683,40 Euro - Außenumsatz: 103.402,90 Euro.
 
Unser Terminhinweis: Die nächste MariendorferVeranstaltungfindetbereitsam morgigen Sonntag, dem 25. September ab 13.30 Uhr statt. Im Mittelpunkt stehen dann die Breeders-Crown-Hauptläufe der zwei- bis vierjährigen Traber. Für die Teilnehmer geht es an diesem Nachmittag insgesamt um über zweihunderttausend Euro Dotation!