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Die Derby-Bahn feierte ihre Champions

Die Derby-Bahn feierte ihre Champions
Nachschau Berlin-Mariendorf (PMU), 20.01.2016


Die PMU-Veranstaltung am Mittwoch stand ganz im Zeichen der Mariendorfer Lokalmatadoren, die im Winner-Circle geehrt wurden. Auf der Rennpiste glänzten Bianca Boshoeve und Maik Esper mit der Tagesbestzeit.      
 
Berlin-Mariendorf, 20. Januar 2016. „Er hat einen großartigen Charakter. Mighty Hanover will ganz einfach laufen und gewinnen!“. Mit diesen Worten beschrieb Kristina Dormann-Mejri die Qualitäten ihres Stallcracks bei seiner Präsentation als „Mariendorfer Traber des Jahres“. Man kann die bewundernden Worte der Besitzerin und Züchterin nur unterstreichen. Der vierbeinige Publikumsliebling war zweifellos einer der großen Stars der Saison 2015 und stand daher bei der mit acht spannenden PMU-Rennen besetzten Veranstaltung am Mittwochabend ebenso im Mittelpunkt wie diejenigen Aktiven, die das Geschehen auf der Derby-Bahn in den vergangenen zwölf Monaten in den einzelnen Meisterschafts-Kategorien maßgeblich geprägt hatten und dafür nun die verdienten Ehrenpreise erhielten: nämlich Thorsten Tietz, Ulrich Mommert, Dirk Grusdas, Sarah Kube, Ronja Walter und Philipp Caternberg.
 
Die Champions kamen also zu ihrem Recht. Doch natürlich gab es nicht nur im Winner-Circle bunte Unterhaltung, sondern auch auf der Rennpiste. Angefangen vom 14:10-Favoriten bis zum 100:10-Außenseiter ergab sich bei den Resultaten eine abwechslungsreiche Mischung, wobei kein einziger Fahrer doppelt punkten konnte. Hier sind die Sieger in chronologischer Reihenfolge: Das Auftaktrennen ging an Michael Nimczyk und den enorm verbesserten Abano W, der sich vom Startplatz zehn aus zügig auf die Verfolgung machte und im trotto.de-Bogen an der führenden Twiga Bi (Thorsten Tietz) vorbeizog. Diese Reihenfolge blieb bis zum Zielpfosten erhalten – wobei es auf den letzten Metern noch einmal mächtig eng wurde, denn die Mitte des Einlaufs eigentlich schon deutlich zurückliegende Twiga Bi kämpfte sich bis auf eine Halslänge heran.
 
Noch knapper fiel die Entscheidung in der Gewinnsummenklasse bis 2.500 Euro aus. Fiobana, die auf der Gegenseite energisch in die Schlacht geworfen wurde,blieb zwar zum dritten Mal hintereinander auf der Siegerstraße – doch in ihrem Sulky geriet Thorsten Tietz auf den letzten Metern mächtig ins Schwitzen. Denn quasi aus dem Nichts flog ganz außen an Rails urplötzlich Flair mit ihrem Trainer Alle Loman turboschnell heran. Zwischen beiden Pferden entwickelte sich ein Finishkrimi und selbst die beiden Fahrer waren überrascht, dass Fiobana auf dem Zielfoto doch noch hauchdünn die Nüstern vorne hatte. Denn während Alle Loman schon Richtung Winnercircle fuhr und wieder umdrehen musste, wollte der Sieger Thorsten Tietz eigentlich schon die Heimreise in den Stall  antreten. Berlins Champion: „Ich habe tatsächlich gedacht, dass wir nur Zweite geworden sind und Alle Loman gewonnen hat.“ 
 
Es dauerte aber nur eine knappe halbe Stunde, bis der unterlegene Niederländer bzw. Wahl-Tscheche dann selber in den Winner-Circle einzog. Und zwar mit seinem Paradepferd Charming Oreau. Die Stute zog nur vierzehn Tage nach ihrem letzten Mariendorfer Coup erneut einen dicken Fisch ans Land. Alle Loman bekam von der Position sieben aus diesmal zwar nicht gleich, sondern erst eine Runde vor dem Ziel die Spitze. Aber der Offensivgeist war exakt der gleiche wie beim letzten Triumph und obwohl der Widerstand durch den nach viermonatiger Pause auf Anhieb bärenstarken und Mitte der Zielgeraden heftig attackierenden Andersson Mo (Michael Nimczyk) enorm war, machte sich Charming Oreau in der imponierenden Zeit von 15,1/1.900m mit einer Länge von dem Gegner frei.
 
Natürlich waren am Mittwoch sämtliche Renntitel den Champions gewidmet und zur Siegerehrung des Thorsten-Tietz-Rennens hatten nahezu alle Zuschauer den Namensgeber erwartet – denn mit dem bei 12:10 Floh G schien der Silberhelm nahezu unschlagbar zu sein. Doch der Wallach kassierte eine eindeutige Niederlage und wurde nur Zweiter. Das war allerdings keineswegs auf mangelnden Leistungswillen zurückzuführen – ganz im Gegenteil, Floh G trommelte eine beeindruckende Schlusshalbe auf die Piste. Sondern es lag an der wirklich exquisiten Bianca Boshoeve und ihrem Trainer Maik Esper, die ihren Gegnern in der Tagesbestzeit von 14,6/1.900m Start bis Ziel nicht den Hauch einer Chance ließen. Ihre Serie von sechs Siegen innerhalb der letzten sieben Starts ist phänomenal: Die Stute läuft in der Form ihres Lebens.  
 
Selbst in der „Anfängerklasse“ bis 400 Euro wurde es richtig spannend. Der belgische „Hexer“ Jos Verbeeck, der Berlin erneut einen Besuch abgestattet hatte und sich angesichts seiner wenig chancenreichen Fahrten insgesamt prächtig aus der Affäre zog, sah sich mit Asslan Ass an der Spitze schon bald von Alpha Simoni und Benjamin Hagen bedrängt, die einfach nicht nachgaben und das gesamte Rennen richtig Druck machten. Hinter den Streithähnen lag Bellevue (Thorsten Tietz) auf der Lauer und schien alles maßgeschneidert vorzufinden. Doch die Rechnung war ohne den Wirt gemacht, denn Alpha Simoni zog eisern durch und hielt Bellevue und Asslan Ass tatsächlich in Schach – eine Leistung, die Geschmack auf mehr macht. Benjamin Hagen wird den Abend dennoch nicht in bester Erinnerung behalten, denn er hatte eine halbe Stunde zuvor im Sulky von Imperia einen Gegner behindert und dafür zehn Tage Fahrverbot kassiert.  
 
Kein Renntag ohne einen Sieg von Kay Werner – das scheint in Mariendorf mittlerweile ein eisernes Gesetz zu sein. Diesmal punktete der sympathische Trainer mit Berlusconi, der von Tag zu Tag besser wird und für die Farben von Georg Radde nun bereits den dritten Erfolge en suite erzielte. Der Wallach war sofort flink auf den Beinen. Kay Werner begnügte sich aber zunächst mit der zweiten Position und steuerte seinen Schützling erst kurz vor dem trotto.de-Bogen in die Angriffsspur. Berlusconi ging im Einlauf endgültig nach vorne und wehrte auch die Schlussattacke von Finnegan Bros (Kornelius Kluth) sicher ab.
 
Für einen eher seltenen Mariendorf Gast – nämlich Jens Bergmann – lohnte sich der Trip nach Berlin, denn der Profi feierte einen tollen Erfolg und führte Vushida de Moem im Trotteur-Francais-Rennenauf die Ehrenrunde. Die Stute machte ihre 20-Meter-Zulage zügig wett und Jens Bergmann entschloss sich schon vor den Tribünen, die Initiative zu ergreifen. Vushida de Moem übernahm die Führung. Genau die goldrichtige Entscheidung, denn die Schritte der Siebenjährigen wurden zu keinem Zeitpunkt kürzer. Die Französin siegte hochüberlegen mit vier Längen Vorsprung.
 
Das einzige Amateurfahren der Veranstaltung verlief überaus turbulent, denn die nicht zu bändigende Sex and the City katapultierte ihren Fahrer Wolfgang May, der gottseidank bei dem Vorfall wie durch ein Wunder unverletzt blieb, aus dem Sulky und stürmte vor dem Feld um die Bahn. Da das Rennen nicht abgeläutet wurde, ging der Sieg an den von Michael Hamann vorbildlich eingeteilten Cees Butcher. Der Wallach fand einen idealen Verlauf als viertes Pferd außen vor und verfügte im Einlauf über die eindeutig besten Reserven. Er zog auf den letzten Metern auf und davon – eigentlich keine große Überraschung, denn der für die Farben von Sandra König und Jeffrey Krappig laufende Traber befindet sich in rasant aufsteigender Form. In der Vergangenheit scheiterte Cees Butcher ohnehin nie an mangelndem Können, sondern nur an seinem Nervenkostüm, das er nun immer besser im Griff hält. Dieses Pferd darf zukünftig nicht mehr unterschätzt werden.  
 
Gesamtumsatz: 85.707,44 Euro - Bahnumsatz: 20.460,60 Euro - Außenumsatz:    65.246,84 Euro.
 
Unser Terminhinweis: Der nächste Mariendorfer Renntag findet am Samstag, dem 23. Januar ab 11 Uhr statt. Es handelt sich dabei um eine Matinée-Veranstaltung mit vier PMU-Rennen. Das Champions Teehaus und das Stall-Casino sind für Sie geöffnet. Im Anschluss an den Renntag findet im Teehaus außerdem die Ehrung der bundesdeutschen Champions statt.