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Sammarco gewinnt den Thriller um das IDEE 153. Deutsche Derby in Hamburg

Sammarco gewinnt den Thriller um das IDEE 153. Deutsche Derby in Hamburg
Nachschau Hamburg-Horn, 03.07.2022
 
(press-hamburg)  Erster Triumph für Championjockey Bauyrzhan Murzabayev im Rennen des Jahres – Faszinierender Dreikampf um den Sieg. Alfred Hitchcock hätte es nicht spannender verfilmen können – das IDEE 153. Deutsche Derby (Gruppe I, 650.000 Euro, 2.400 m), das bedeutendste Galopprennen hierzulande am Sonntag auf der Rennbahn in Hamburg-Horn war an Dramatik nicht mehr zu überbieten: Sammarco, im Besitz des Gestüts Park Wiedingen von Helmut von Finck in Soltau gewann mit Championjockey Bauyrzhan Murzabayev für Trainer Peter Schiergen als 7,3:1-Mitfavorit vor 12.500 Zuschauern das Blaue Band vor dem Riesenaußenseiter Schwarzer Peter (mit Jockey-Altmeister Andreas Helfenbein) und dem Favoriten So Moonstruck.
 
Es war der sechste Derbysieg für den Kölner Erfolgstrainer Peter Schiergen und eine Premiere für Bauyrzhan Murzabayev. Das Gestüt Wiedingen war 2018 Zweiter mit Destino. Nun gab es eine Siegprämie von 390.000 Euro. Zu den Besuchern gehörte auch Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher.
 
Vorausgegangen war eine über 20-minütige Verzögerung, da die Rails versetzt werden mussten, denn bei 20 Startern (so viele Kandidaten wie lange nicht mehr) war die Bahn nicht breit genug. Und der Rennverlauf hätte packender nicht sein können, denn die ersten drei Pferde trennte nur das Zielfoto, genauer gesagt zweimal ein kurzer Kopf!
 
Angelino führte vom Start weg vor Maraseem, dahinter hatte der spätere Sieger Sammarco aus der Startbox zwei sofort eine günstige Ausgangsposition vor Millionaire und dem Favoriten So Moonstruck. Schwarzer Peter galoppierte im hinteren Drittel. Die Stute Wagnis war aus der Außenbox zunächst Letzte.
 
Auf der Zielgeraden war die Entscheidung stets offen. Sammarco wurde innen eingesetzt, So Moonstruck weiter in der Bahnmitte, dann schien Schwarzer Peter, eines von sieben Pferden von Trainer Markus Klug. Kurz schien es, als würde Schwarzer Peter es noch geschafft haben, aber Sammarco hatte genau im richtigen Moment den Kopf vorne. Nach 2:32.95 Minuten triumphierte mit dem Camelot-Sohn Sammarco der Union-Sieger.
 
„Ich war mir nicht sicher, ob ich gewonnen hatte und habe meine Konkurrenten gefragt. Es ist für mich der Traum eines jeden Jockeys in Erfüllung gegangen, denn das Derby ist ein ganz besonderes Gruppe I-Rennen. Ich hatte aus der inneren Startnummer ein sehr gutes Rennen, auch wenn es etwas schneller hätte sein können. Ich bin natürlich überglücklich“, schilderte Bauyrzhan Murzabayev seine Gefühle.
 
Trainer Peter Schiergen: „Jeder Derbysieg ist etwas Besonderes. Dazu gehört viel Arbeit und Vorbereitung. Sammarco absolvierte erst seinen vierten Start im Leben. Schon beim zweiten Start war er in einem Grupperennen platziert, dann gewann er die Union und nun das Derby. Er hat sich von Start zu Start gesteigert und ist ein großer Kämpfer. Natürlich hat er eine Nennung für den Großen Preis von Baden, wir werden in Ruhe besprechen, wie es weitergeht.
 
Besitzer und Züchter Helmut von Finck: „Es war heute ein Wellenbad der Gefühle. Wir waren natürlich vor dem Start sehr aufgeregt. Im Derby hatten wir bisher immer gute Pferde, aber nie gewonnen. Destino war knapp geschlagen Zweiter gewesen. Der Sieg bedeutet mir sehr viel, denn es geht ein Lebenstraum in Erfüllung. Die Mutter von Sammarco stammt von unserem Deckhengst Soldier Hollow, der nun auch in der ersten Liga der Mutterstutenvererber angekommen ist. Sammarco sollte eigentlich San Marco heißen, nach einer Bus-Station am Marcusplatz in Venedig. Erst vor vier Wochen habe ich erfahren, dass Sammarco ein guter Rotwein ist.“
 
Schwarzer Peter nur knapp an der Sensation vorbei
 
Schwarzer Peter lief als Zweiter das Rennen seines Lebens, er schien fast schon gewonnen zu haben. „Ich dachte, wir wären vorne gewesen“, sagte Besitzer Uwe Aisch über den so minimal bezwungen 48:1-Außenseiter. Auch der Favorit So Moonstruck ging kaum schlechter, folgte als Dritter dicht auf. „Es war ja sehr knapp, und die Relation zum Union-Sieger stimmte“, versicherte der Schlenderhaner General Manager Gebhard Apelt. Trainer Markus Klug stellte mit seinen sieben Pferden u.a. den Zweit- und Drittplatzierten. Assistent steigerte sich auf Rang vier vor dem lange gefährlich wirkenden Nerik.
 
Sperren ausgesprochen
 
Die Rennleitung belegte Bauyrzhan Murzabayev wegen Verstoß gegen Nr. 594/10 RO (sieben statt der erlaubten fünf Peitscheinsätze) mit einem Reitverbot vom 17.07. bis einschl. 02.08. (17 Renntage), und mit einem Verfall von 50 % der Gewinnprozente, Andreas Helfenbein wegen Verstoß gegen Nr. 594/10 RO (sechs Peitscheneinsätze) mit einem Reitverbot vom 17.07. bis einschl. 30.07. (14 Renntage) und einem Verfall von 50 % der Gewinnprozente.
 
HRC-Präsident Hans-Ludolf Matthiessen in einem ersten Kommentar: „Man hat vor dem Derby festgestellt, dass die Breite der Bahn für 20 Pferde nicht ausreichte. Es hatte eine Probe-Messung gegeben, aber offenbar war diese falsch gewesen. Das ist natürlich sehr bedauerlich. Das Rennen selbst verlief einwandfrei.“
 
Millionen-Umsatz am Derby-Tag
 
Der Gesamtumsatz am Derby-Tag und die Meetingsbilanz waren außergewöhnlich stark. Riko Luiking, Geschäftsführer von WETTSTAR: „Am Derby-Tag konnte die Millionenmarke geknackt werden. Sensationelle 1.006.983,82 Euro Umsatz konnte der HRC am heutigen Abschlusstag verzeichnen. Allein 462.964,50 Euro flossen durch die Wettkassen auf der Rennbahn, 437.253,87 Euro wurden in der Außenwette erzielt. Insgesamt standen unter dem Strich 2.396.890,51 Euro Wettumsatz zu Buche. Diese Zahlen übersteigen deutlich die Erwartungen des Veranstalters.“
 
Arina mit Sensation im Sparkasse Holstein-Cup
 
Natürlich war auch das Rahmenprogramm mit zwei weiteren Grupperennen von sehr hohem Niveau. Nur einen Tag nach dem Triumph mit Torquator Tasso im wettstar.de – Großer Hansa-Preis – 200 Jahre Deutscher Galopp feierte das Gestüt Auenquelle (Rödinghausen) einen weiteren Glanztag, denn die 14,9:1-Riesenaußenseiterin Arina gewann den Sparkasse Holstein-Cup (Gruppe III, 55.000 Euro, 1.600 m) völlig überraschend.
 
Erster Gruppesieg für Michal Abik
 
Mit erstklassiger Schlussoffensive überlief die lange auch für eines der beiden Auktionsrennen startberechtigte und erst einmal zuvor erfolgreiche Soldier Hollow-Tochter noch die gesamte Konkurrenz. Ihr Jockey Michal Abik freute sich ganz besonders: „Das war mein erster Erfolg in einem Gruppesieg in Deutschland.“
 
Trainer Roland Dzubasz (Hoppegarten) hatte die richtige Wahl getroffen: „Am Ende habe ich entschieden, dass Arina im Grupperennen antritt, denn ich war überzeugt, dass sie Black Type schaffen kann. Natürlich hatten wir nicht mit einem Erfolg gerechnet, da wir auch keine Parallel-Vergleiche haben. Aber das ist natürlich nun umso schöner.“ 32.000 Euro kassierte das Gestüt Auenquelle als Siegpreis.
 
Schwester zweier Derbysieger triumphiert
 
Ihre Brüder Weltstar und Windstoß waren im Derby siegreich, jetzt ist Gestüt Röttgens Well Disposed endgültig als Gruppe-Siegerin eine Zuchtperle der ganz besonderen Art. Denn die dreijährige Dubawi-Tochter holte sich die Mehl-Mülhens-Trophy (Gruppe III, 55.000 Euro, 2.200 m) in Klasse-Stil und nach einem formidablen Ritt von Europas bester Rennreiterin Hollie Doyle. Die 5,3:1-Chance, die unterwegs stets hinter Samara an zweiter Position galoppierte, setzte sich schon im Schlussbogen auf mehrere Längen von ihren Gegnerinnen ab und geriet nicht mehr in Bedrängnis. Es war beim vierten Start ihr zweiter Treffer. Nach Rang vier im Diana-Trial in Hoppegarten hatte man lange auch einen Derby-Start im Auge gehabt. 32.000 Euro betrug das Preisgeld.
 
Hollie Doyle in einem ersten Statement: „Ich sollte mit Well Disposed vorne gehen, aber sie war zunächst etwas vorsichtig, doch am Ende ist sie ihr eigenes Rennen gelaufen. Ich bin sehr happy, wie ich hier in Hamburg empfangen wurde.“
 
Favoritin musste viel aufholen
 
Die 1,7:1-Favoritin Mountaha aus dem Gestüt Schlenderhan tat sich lange sehr schwer und musste enorm viel aufholen. An der Innenseite packte sie mit Star-Jockey Lanfranco Dettori auch noch gewaltig an, aber an die bestens durchstehende und mit anderthalb Längen siegreiche Well Disposed kam sie nach diesem Rennverlauf nicht mehr heran, sondern nur noch auf Platz zwei. Ihr Eigner Georg Baron von Ullmann sagte: „Laut Frankie war sie auf den ersten 400 Metern sehr heftig, es wurde später auch etwas eng. Bei einem anderen Rennverlauf hätte sie wohl gewonnen. Da die Mehl-Mülhens-Stiftung, die das Gestüt Röttgen führt, das Rennen sponserte, ging der Ehrenpreis für den erfolgreichen Besitzer an Mountahas Team.
 
Klasse-Ergebnis für Markus Klug
 
Das Rennen wurde ein Mega-Erfolg für Trainer Markus Klug, der im Gestüt Röttgen in Köln-heumar aktiv ist, denn er stellte mit Well Disposed, Mountaha und Enjoy The Dream die Siegerin, die Zweite und die Vierte. Seine Einschätzung: „Ich hatte nach der letzten Arbeit viel Mumm auf Well Disposed. Der Sieg war für die Zucht natürlich eine grandiose Sache. Mountaha war zu Beginn etwas heftig, auch Enjoy The Dream hat sich gut verkauft“.
 
Dritte wurde die Ittlingerin Ability, die vom letzten Platz noch sehr schnell wurde (Besitzer Manfred Ostermann: „Sie ist am Start leider behindert worden und fiel ganz nach hinten zurück, ich bin dennoch sehr zufrieden, sie braucht noch weitere Wege“). Natürlich dürfte man die Erstplatzierten am 7. August im Henkel – Preis der Diana in Düsseldorf wiedersehen.
 
Perfekter Abschluss
 
Von der Spitze aus hielt Navratilova mit der Engländerin Hollie Doyle immer dagegen und erkämpfte sich hauchdünn Platz zwei. „Nach ihrem vorherigen Start hatte sie Kreislaufprobleme, da war die Form entschuldigt. Wir hatten die Reiterin engagiert, da sie gerade mit Frontrennern bestens abschneidet. Das war ein Weltklasse-Ritt. Ein perfekter Abschluss, denn sie wechselt nun in die Zucht und geht im Gestüt Fährhof zu Deckhengst Alson“, versicherte ihr Betreuer Toni Potters. Libre war als Dritte am Ende das schnellste Pferd. „Leider rutschte bei ihr der Sattel, sonst hätte es wohl erreicht“, erläuterte Trainer Dominik Moser.
 
Viele Besitzer jubeln bei Arnis Master
 
Viele Besitzer durften nach dem Rudolf-August Oetker-Gedächtnisrennen – BBAG Meiler-Auktionsrennen (52.000 Euro, 1.600 m) jubeln, denn der Stall 1000 Galoppsportfreunde, eine Gemeinschaft um Helmut Kappes, stellte mit Arnis Master (4,7:1) den Sieger. 25.000 Euro waren der Lohn für die erneute Glanzleitung des dreijährigen Tai Chi-Sohnes, der schon 2021 im Kölner Auktionsrennen große Kasse gemacht hatte.
 
Mit enormem Endspurt ließ der von Axel Kleinkorres in Mülheim trainierte Hengst trotz Höchstgewichts von 60 Kilo die 13 Konkurrenten stehen. Jockey Adrie de Vries: "Das Rennen war schnell, er konnte sich gut beruhigen. Und er hat einen Riesenspeed gezeigt.“
 
Trainer Axel Kleinkorres ergänzte: „Ich war bei seinem Start zuvor nicht enttäuscht, sondern für Hamburg sehr zuversichtlich.“ Sehr stark hielten sich die Außenseiter Saldenlady und Nerian auf Rang zwei und drei, während der stark gewettete Conan als Vierter sich noch einmal aufrappelte. Die Viererwette bezahlte 10.425,6:1 Euro.
 
Derida auf dem Weg nach oben
 
Was für eine Aufholjagd der im Besitz des Freilassinger Schlafmöbel-Unternehmers Hans-Gerd Wernicke stehenden Schimmelstute Deria (5,2:1) im Hapag-Lloyd-Rennen – BBAG Steher-Auktionsrennens. Denn die Mitfavoritin, die von Sarah Steinberg in München optimal vorbereitet wurde, schnappte sich mit erstklassigen Reserven noch den mit 25.000 Euro honorierten Sieg gegen die Favoritin Nastaria und den Außenseiter Niagaro. Sibylle Vogt nach ihrem zweiten Tagessieg: „Ich hatte einen Gewichtsvorteil von fünf Kilo gegenüber Nastaria, das hat sich am Ende sicher bemerkbar gemacht.“
Begonnen hatte der finale Renntag mit insgesamt zwölf Prüfungen, von denen ein Teil auch in die mehr als 13.000 Wettannahmestellen nach Frankreich von PMU übertragen wurde, mit einem Überraschungssieg des von Janina Reese in Hannover vorbereiteten Adaris (12,4:1) in einem 2.000 Meter-Ausgleich II gegen Sky Emperor und Soul Dancer. „Normalerweise ist er nicht der größte Kämpfer, aber am Ende hat er sich noch einmal richtig zusammengerissen“, erklärte sein Jockey Martin Seidl, bei dem es in Hamburg blendend lief.
 
Den Vorjahressieg wiederholt
 
Lange hatte es gedauert bis zum ersten Meetingstreffer für Sibylle Vogt, doch im Ausgleich I über 1.800 Meter brach der Bann. Auf dem tschechischen Gast Ideal Approach (5,3:1) aus dem Quartier von Lubos Urbanek wiederholte sie den Vorjahreserfolg. Trotz einer äußeren Box etablierte sie den schon zehnjährigen Wallach bald bei der Spitze und gab diese auch gegen die starken Attacken von Lightning Jock und Vicente nicht mehr ab.
 
„Ich war in dieser Woche oft dabei, aber es gelang einfach kein Sieg. Heute bei Ideal Approach ging die Startmaschine ein wenig verzögert auf, so dass er leicht verspätet vom Start kam, aber er hat wieder gezeigt, was er kann“, berichtete Deutschlands beste Rennreiterin.
 
Im Ausgleich II über 3.200 Meter sorgte die von Bohumil Nedorostek aufgebotene Vivienne Wells (22:1-Außenseiterin) für eine Sensation gegen Dynamite Star und Diana.
Im abschließenden Ausgleich III über 2.200 Meter gab es auf die Viererwette Neruas (3,2:1; B.Murzabayev) – Vernatsch – Onkel Volli – Whisky Train eine Quote von 6.250,2:1 Euro.
 
IDEE Derby-Meeting unter besten Voraussetzungen
 
Der Besuch bei einem der prestigträchtigsten Rennsportereignisse in Hamburg-Horn ist ganz offenkundig “vermisst” worden. Ganze Familien genossen die Tage auf der Bahn und verbreiteten die typische Atmosphäre, für die Hamburgs Rennbahn berühmt ist. Beim Hamburger Renn-Club hat man monatelang auf die Rückkehr zu “normalen” Verhältnissen hingearbeitet und war froh, dass Meeting wieder mit Besuchern und Besucherinnen durchführen zu können. Hamburg darf sich mit Fug und Recht als die “Derby-Hauptstadt” Deutschlands bezeichnen und darauf sind die Hamburger offenbar auch stolz.
 
Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „Der Galopprennsport hat in Hamburg eine lange Tradition. Der jährliche Höhepunkt ist das Galopp-Derby auf der Horner Rennbahn. Während der Derby-Woche wird Hamburg zur Hauptstadt des Galopprennsports. Das Derby hat sich zu einem Volksfest entwickelt, das bei Hamburgerinnen und Hamburgern sowie Gästen aus dem In- und Ausland beliebt ist.“
Das IDEE 153. Deutsche Derby ist das wichtigste Rennen überhaupt in Deutschland und ein Klassiker auch im internationalen Kalender der weltweit Beachtung findet. Der Hamburger Renn-Club e.V. ist Veranstalter und Sachwalter dieses historisch und züchterisch hoch-wertvollen Rennens. Hinzu kommt das Derby-Meeting mit weiteren Gruppe-Rennen -  Hamburg ist damit die bedeutendste Rennbahn im Norden Deutschlands.