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Peony seift den „Patron“ ein

Peony seift den „Patron“ ein
Nachschau Berlin-Mariendorf, 04.12.2019
 
Michael Nimczyk lässt auch Birdy fliegen - Gustavson Be immer besser - scharfe rote Attacke durch Linda Matzky - One more Dream ein Traum - V7+-Wette: Einer kam durch
 
Am inzwischen ungewohnten Mittwochabend, einst ein Standardtag im Mariendorfer Rennkalender, wurde das große Geld für die Besitzer am Anfang des acht Gänge umfassenden Menüs verteilt. Nachdem Andreas Marx mit seiner Piece of Cake in der den Amateuren vorbehaltenen Auftaktprüfung die frühen Galoppaden der beiden Favoriten Stand up und Cruzado entschlossen zu einem Run vorneweg genutzt hatte, der all jenen, die auf die Braune gewettet hatten, mit 173:10 ein schönes Stück vom Wettkuchen bescherte, waren im die V7+-Wette eröffnenden Equine-V7+-Auktionsrennen Zweijährige angesprochen, die auf der Derby-Jährlingsauktion 2018 in den Ring gekommen waren. Dabei zeigte sich in dem 10.000er mal wieder wie im Fußball, dass Geld nicht immer die meisten Tore schießt. Zwar ergriff Österreichs Dauer-Champion Gerhard Mayr mit dem für 36.000 Euro versteigerten Patron Viking, der die Bögen mit schiefem Kopf durcheilte, sofort die Initiative. Am Ende profitierte jedoch mit Peony die einzige der fünf Aspiranten mit Rennerfahrung von einer Glanzfahrt Michael Nimczyks, der als Catchdriver für die bayerische Trainergemeinschaft von Robert Gramüller und Josef Sparber erst 500 Meter vorm Ziel den Windschatten des Piloten verließ. Der Rest war fast ein Kinderspiel für die Tochter von Elitloppet-Sieger Brioni. Nach 1:19,3 war die auf dem Gestüt Lasbek geborene, ins schwedische Gestütbuch eingetragene Stute des Stalles Oberkracher, in dessen Besitz sich auch Dreambreaker befindet, um 4.400 Euro reicher und machte ihren Auktionspreis von 4.500 Euro fast mit diesem Schlag wett. „Sie hat mir schon beim Probestart ausnehmend gut gefallen und gewann ganz leicht“, lobte der alte und neue deutsche Goldhelm die Rappstute. Viel Pech für Feel the Magic, die ihren hart erarbeiteten dritten Rang nach einer zumindest diskussionswürdigen Überprüfungs-Entscheidung hinsichtlich der Gangart ersatzlos hergeben musste.
 
Nach den armen Youngstern waren die reichen Älteren an der Reihe. 7.000 Euro standen über dem Prix de Lyon, der neun ebenso hoch dekorierte wie formstarke Recken auf den Plan rief. Wenn ein 27facher Sieger wie Berlins Publikumsliebling Mighty Hanover, mit je einem aktuellen ersten, zweiten und dritten Rang gelistet, am deutschen Wettmarkt 18,5fache Sieg-Odds wert ist, sagt dies genug über die Qualität des Feldes aus. Thorsten Tietz hatte sich gegen den „Adlermühler“, der mit Matthieu Hegewald streng innen seine Sache nicht schlecht machte und den fünften Scheck holte, und für New Dawn entschieden. Überfallartig entriss er mit dem Sieger des Großen Preises von Niederbayern für die Schlussrunde TomNJerry Diamant den Taktstock und drosselte auf den folgenden 600 Metern das Tempo auf ein „Moderato“. „Presto“ wurde es, als der immer stabiler werdende Gustavson Be, der allmählich das zügige Starten lernt, aus dem zweiten Paar zum finalen Tanz bat. Da konnte New Dawn beißen, wie er wollte - Victor Gentz schaukelte sein bestes Pferd im Stall in der Tagesbestzeit von 1:13,9 sicher um eine Länge zum 19. Volltreffer vorbei; auch Rainbow Diamant und Prince of Persia verdienten sich als Dritter bzw. Vierter ausgezeichnete Noten.
 
Den Geldschränken folgten die armen Kirchenmäuse, von denen sich drei bei kühlen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ein brandheißes Finish lieferten. Einen blendenden Zug nach vorn hatte aus Startreihe zwei One more Dream, mit der sich Franz-Josef Stamer kurz vor Erreichen der ersten Kurve auf den Regiestuhl schwang und dort alle Attacken abwehrte: Erst jene von Nanoko OV, der nach einer Runde Todesspur mausetot war, dann die von Bavaro, der im Kampf um Sieg und Platz 40 Meter vorm Ziel aus dem Rhythmus kam und am Sünderturm landete, und mit dem letzten Seufzer jene der hinter ihr geschonten Timoka Corner, wofür das Zielfoto zu Rate gezogen werden musste.
 
Als ausgekochtes Schlitzohr präsentierte sich Michael Nimczyk im Match der Trotteurs Français. Von Startplatz 14 mit Birdy de Neuilly über die dritte Spur nach 500 Metern an die Spitze gesegelt, ließ er cool bis ins Mark nach einer Runde den mächtig drückenden Vigo Bes vorbei und baute den aus sehr viel schwereren Prüfungen kommenden Achtjährigen dahinter prächtig auf. Zu Beginn der Zielgeraden ging die Tür passend auf, und obwohl der „Vogel“ weit nach außen flog, war der Sieg gegen die spät auf Touren kommende Astasia du Vivier und den lange in dritter Spur strapazierten Dark Look rasch und ungefährdet in trockenen Tüchern.
 
Danach ließ Jörgen Sjunnesson seine magischen Hände walten. Mit Blitzstarter Francesco aus dem kleinen, dafür umso feineren Lot Ronja Wohlers pfeilschnell in Front geprescht, entlockte er dem Dunkelbraunen immer neue Reserven, wimmelte Virginias Prime ab und widerstand auch der Schlussattacke des eingeklemmten Icebear Newport, der zu lange brauchte, sich mit viel Finesse in die Freiheit zu quetschen. Lief es dort wie vom Totalisator abzulesen, so wurden die Favoritenwetter im zweiten Vergleich der Hobbyfahrer gründlich rasiert. Mit der jüngst aus der Deckung überzeugend gewinnenden Nelly Pepper fand Andre Pögel diesmal kein Zugpferd; an der Tête warf die bei 17:10 gehandelte Fast-Photo-Tochter gründlich das Handtuch, als es ans Eingemachte ging. Doch auch Angreifer Falco sollte trotz ergiebigen Vorteils nicht nach Hause kommen: Die erst tags zuvor im schwedischen Gävle siegreiche Linda Matzky machte Red Attack mächtig Beine. Der Fuchs, in diesem Jahr oft vom Pech verfolgt, schaffte tatsächlich die Wende und bescherte Thorsten Tietz den heiß ersehnten Trainerpunkt.
 
Alle vor führte Gerhard Mayr im abschließenden Handicap, in dem er mit Royal Roc den Bandvorteil entschlossen nutzte, sich ratzfatz auf die Kommandobrücke pflanzte, nie wirklich Druck bekam und auf der Zielgeraden dem Endspurt Mon Filous wie ein königlicher Fels widerstand. Das bescherte einer Superspürnase, die alle sieben Sieger der deutschen Königswette auf einem Wettschein angekreuzt hatte, einen vorweihnachtlichen Gewinn von 10.000 Euro.
 
Hangelte sich der „deutsche“ Umsatz knapp über die 10.000-Euro-Marke pro Rennen, so wurde über die Wettorganisation PMU in und nach Frankreich umso fleißiger gewettet. 1.422.576 Euro hatten die dortigen Wettkassen in sechs Rennen zu verarbeiten.
 
Umsatz bei 8 Rennen: 85.306,02 Euro (incl. 57.687,82 Euro Außenumsatz)
Umsatz PMU (Rennen 3 bis 6): 1.373.166 Euro
Umsatz PMU (Rennen 7 und 8, nur frz. Internet-Wetten): 49.410 Euro
 
Nächster Renntag des BTV: Sonntag, 15. Dezember 2019 – Advents-Pokal der Amateure