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Obango geht spazieren

Obango geht spazieren
Nachschau Berlin-Mariendorf, 03.11.2019 

Die Lasbeker Stute gewinnt den Herbst-Pokal der Dreijährigen um 10.000 Euro Preisgeld. Im Rahmenprogramm zeigen vor allem Queen for a Day und Virginias Prime ausgezeichnete Leistungen.
 
Natürlich hätte sich der VDT – Deutschlands ältester Besitzer- und Züchterverein – anlässlich seines 125. Geburtstages optimale äußere Bedingungen und viel Sonnenschein gewünscht. Doch der Wettergott spielte nicht hundertprozentig mit, sorgte aber wenigstens für angenehme Temperaturen. Die gute Stimmung ließen sich der VDT-Präsident Andreas Proessel und sein aus Wolfgang Rohde, Michael Schreiber und Dr. Christian Ziegener bestehendes Vorstandsteam ohnehin nicht vermiesen. Neben ihren rund 50 Gästen im Tribünenhaus-Restaurant versorgten die Vereinsfunktionäre auch das Mariendorfer Publikum. Für die Zuschauer gab es kostenlosen Glühwein und für die bestplatzierten Pferde einen großen Sack Möhren. Wobei einer der Vierbeiner-Stars gar nicht antrat und dennoch den größten Beifall bekam: Der 22-malige Sieger Fridericus wurde im Winner-Circle unter viel Applaus in die Traber-Rente verabschiedet. Eine Wortformulierung, auf die sein Besitzer Hans-Joachim Kleemann ausdrücklich bestand. „Ich hasse das Wort Gnadenbrot“, sagte der passionierte Züchter. „Fridericus hat während seiner Rennlaufbahn über 260.000 Euro Prämie erkämpft. Wenn wir nun gemeinsam mit der Familie Matzky dafür sorgen, dass es ihm auch zukünftig gut geht und er sein Leben in vollen Zügen genießen kann, dann hat das nichts mit Gnade zu tun. Sondern Fridericus besitzt einen festen Anspruch darauf!“
 
Der VDT hatte an seinem großen Jubiläumstag natürlich auch an die Sieger gedacht – alle Erstplatzierten durften einen stattlichen Pokal im Empfang nehmen. Gleich drei dieser Pötte raümte Josef Franzl ab, wobei sein Erfolg mit Obango in dem mit 10.000 Euro dotierten Herbst-Pokal der Dreijährigen am meisten im Mittelpunkt stand. Neben der Love-You-Tochter versammelten sich nur drei Konkurrentinnen am Flügel des Startautos. Wohl nur selten gab es also für ein solch kleines Teilnehmerfeld so viel Geld zu gewinnen. Das Geschehen ist schnell erzählt: Obango übernahm vor Maven Bo (Dennis Spangenberg), Classic Royale (Thomas Panschow) und Jamaica Ferro (Rob de Vlieger) sofort die Führung und an dieser Reihenfolge änderte sich bis zur Ziellinie nichts mehr, denn die in 18,0/1.900m auftrumpfende Siegerin war an diesem Tag eine ganze Klasse besser als ihre Gegnerinnen. Ein wenig Spannung kam lediglich beim Kampf um den Ehrenplatz auf, denn die von der Innenlage profitierende Maven Bo konnte die auf der Gegenseite nach außen beorderte Classic Royale nur mit einer Halslänge abwehren. Jamaica Ferro war nach einer kurzen Galoppade bereits 800 Meter vor dem Ziel chancenlos. Übrigens war der Umsatz mit weit über 12.000 Euro in diesem Rennen trotz des Mini-Feldes höchst erfreulich. Die These, dass nur große Starterfelder für Andrang an den Wettkassen sorgen, wurde einmal mehr eindrucksvoll widerlegt.
             
Mit Queen for a Day siegte Josef Franzl ebenfalls derart souverän, als wäre es nur eine bessere Trainingsarbeit für die Stute des Stalles Germania gewesen. Die Vierjährige ging sofort nach vorne und unterwegs konnte Josef Franzl das Tempo sogar bis in der 23-er Bereich drosseln, ohne dass Angriffe von der vor Respekt regelrecht erstarrten Gegnerschaft erfolgten. Als der Profi Queen for a Day zu Beginn des Einlaufs endgültig den Kopf freigab, ging die Dunkelbraune auf und davon. Bei seinem Erfolg mit dem Lasbeker Hengst Over the Cloud hatte Franzl dann allerdings das Glück des Tüchtigen, denn der Dreijährige war auf der Ziellinie eigentlich nur Zweiter und bekam den Treffer erst am grünen Tisch zugesprochen. Der Hintergrund: Thomas Panschow hatte mit Idony, die einen bärenstarken Schlussspurt hinlegte, den Pfosten zwar als Erster passiert. Das Gespann war kurz zuvor aber etwas nach außen gedrängelt, um noch von der Innenkante wegzukommen. Idony wurde daher auf Rang vier zurückgesetzt. 

Der „Mann in Blau“ hatte aberkeinen Grund, Trübsal zu blasen, denn mit Virginias Prime gelang Thomas Panschow ein wirklich imponierender Erfolg. Dass der Wallach der Familie Hempel gegen starke Konkurrenten erneut als Sieger vom Platz traben könnte, hatte die Mehrheit des Mariendorfer Publikums im Vorfeld zwar durchaus für möglich gehalten, denn der Braune wurde auf den Favoritenthron gehoben. Dass Virginias Prime aber auch einen absolut ungünstigen Rennverlauf ganz locker wegstecken würde, hätten wohl nur die Wenigsten vermutet. Doch genau dies trat ein. Denn Thomas Panschow blieb gar nichts anderes übrig, als schon mit Erreichen der Tribünengeraden die Initiative zu ergreifen und seinen Schützling in die Außenspur zu führen. Doch aus der vermeintlich mörderischen Lage wurde eine Gala auf dem roten Teppich. Als hätte ihn der Verlauf nicht die geringste Anstrengung gekostet, ließ der Vierjährige seine Gegner mit Erreichen des Einlaufs einfach stehen. Keine Frage – der Wallach ist ein eisenharter Bursche, der seinen Erfolgsweg weiter beschreiten wird.
       
Die härteste Nuss für alle Freunde einer gepflegten Wette war am Sonntag zweifellos die sogenannte Anfängerklasse, denn dort schien nahezu alles möglich zu sein. Doch das Publikum fällte genau die richtige Entscheidung und legte sich auf den knapp unter Pari zahlenden Nicks fest. Der Newcomer des Stalles Valdivia fand in dem zum Gänsemarsch aufgereihten Feld an dritter Stelle liegend alles passend vor und ging Mitte des Einlaufs endgültig nach vorne. Sein Trainer und Fahrer Dennis Spangenberg verpasste ihm prompt ein dickes Lob: „Der Braune hat die Aufgabe souverän gelöst und ich hatte schon weit vor dem Ziel ein sehr gutes Gefühl.“  Wenig später durfte sich Dennis Spangenberg über seinen zweiten Tagestreffer durch Copernikus freuen. Der Wallach verbesserte unterwegs konstant seine Position und wirkte bereits eine halbe Runde vor dem Ziel – obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch an dritter Stelle lag – wie der sichere Sieger. Übrigens sehr zur Freude der Favoritenanhänger: Die Veranstaltung wartete mit einer Besonderheit auf, die sich sicherlich nicht so schnell wiederholen wird. In sämtlichen Rennen der V7+ setzte sich nämlich das am Toto am meisten beachtete Pferd durch. Mit einer Quote von 93,3:1 war die V7+ diesmal also eine regelrechte Volkswette.  
       
Emma Stolle ist allen Trabrennfans als Moderatorin der hauptstadtsport.tv-Berichte bestens bekannt. Diesmal stand die Berlinerin aber ausnahmsweise nicht im Winner-Circle, um Interviews zu führen. Sondern sie durfte als Besitzerin der Stute Bonanomi CG den Siegerpokal in Empfang nehmen. Victor Gentz hatte die Vierjährige auf der Gegenseite von der dritten Position aus entschlossen an die Spitze geführt und obwohl Quick Winner (Robbin Bot) im Einlauf noch schnell wurde, geriet die Braune nicht mehr in Gefahr. Die einzige Amateurprüfung der Veranstaltung ging an Sebastian Gläser, der zwar nicht häufig auf der Derby-Bahn zu Gast ist, sich aber immer wieder durch eine kluge Taktik auszeichnet. Diesmal glänzte der Sportler mit Paris Turf, derzunächst die Spitze hatte, dann aber die enorm drückende Iris Flevo (Werner Schnieder) vorbeilassen musste. Als die Konkurrentin nach diesem Kraftakt eine halbe Runde vor Schluss deutlich kürzer wurde, übernahm Paris Turf nahezu spielerisch wieder das Kommando und hielt auch die nachsetzenden Lodrino (Günter Schiefelbein) und Touchdown OK (Lars Lüdtke) problemlos in Schach.

Gesamtumsatz: 94.510,56 Euro – Bahnumsatz: 30.729,15 Euro – Außenumsatz:   63.781,41 Euro. 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 17. November statt. Starterangabe ist am Montag, dem 11. November. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@berlintrab.de.