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Kiss Me Bo - ein Pferd zum Knutschen !

Kiss Me Bo - ein Pferd zum Knutschen !
Nachschau Mönchengladbach, 14.07.2019
 
Die Riewe Stute erkämpft sich mit Robbin Bot den Sieg im Großen Preis der Stadt Mönchengladbach - Windspeed und Libero die souveränen Vorlaufsieger
 
Eigentlich wollte Heinrich Riewe gar nicht mehr weiter machen mit den Trabern . Über Jahrzehnte gingen unzählige Pferde durch die Hand des passionierten Besitzertrainers, die Stallungen auf seiner Anlage in Datteln direkt am Kanal waren voll mit Startpferden und Rekonvaleszenten. Immer wieder schaffte es Heinrich rennbahnmüde oder angeschlagene Traber fit zu machen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Willi Rode war extrem erfolgreich, wo der eine nicht mehr weiter kam wusste der andere Rat und umgekehrt. Pferde wie Pablo, Turandot oder Luxor sind nur drei von vielen, die auf den langen Trainingswegen entlang des Kanals wieder zu Form fanden. Der Grasbahnspezialist Luck Santana sollte eigentlich der letzte Mohikaner im Traberleben von Heinrich Riewe sein. Er hatte einfach keine Lust mehr, der Niedergang des Sportes und gesundheitsbedingte Einschränkungen taten ihr übriges. Aber wie so oft im Leben hatte das Schicksal noch eine Überraschung parat . Hans Ulrich Bornmann, der seit vielen Jahren mit Heinrich zusammenarbeitet und befreundet ist, trat an ihn heran weil er mit Kiss Me Bo nicht mehr weiter wusste. Die Fuchsstute hatte sich nach ihrem Einstandssieg in Gelsenkirchen karrierebedrohend verletzt und musste lang pausieren. Heinrich übernahm sie, schaffte es wider Erwarten die Stute zurück auf Rennbahn zu bringen. Und genau diese Kiss Me Bo sollte dem alten Fahrensmann nun den größten Erfolg seiner Laufbahn bescheren, nämlich den Sieg im Großen Preis der Stadt Mönchengladbach.
 
Fangen wir aber chronologisch an.

Im ersten Vorlauf hatten die meisten mit einem Duell von Kiss Me Bo und dem Neuzugang des Stalles von Tim Schwarma Charmeur Royal gerechnet, da hatte man die Rechnung ohne den hervorragend aufgelegten Oberdorfer Windspeed und Roland Hülskath gemacht. Der beim vorbereitenden Heat seinen etwas zu kleinen Sulky zerstörende Elton Sautonne fühlte sich im Ersatzwagen dermaßen befreit, dass er in Front eine höllische Fahrt anschlug, Wasser auf die Mühlen des gut postierten Windspeed, mit dem Roland Hülskath eingangs der letzten Überseite angriff und sofort am Piloten vorbeiflog. Windspeed machte seinem Namen alle Ehre und flog in Windeseile dem Zielpfosten entgegen und ließ den nachsetzenden Favoriten Kiss Me Bo und Charmeur Royal keine Chance. Abgeschlagen gingen die restlichen Finalplätze an Elton Sautonne und Heras Grand Dame. Den zweiten Vorlauf dominierten dann Libero und Dennis Spangenberg Start - Ziel mit großer Autorität.

Mitbesitzerin und Pflegerin Heike Schwarma bestand bislang immer darauf den Wallach verdeckt und im Speed einzusetzen, um die Form und das Nervenkostüm stabil zu halten. Das führte dazu, dass viele Experten gar nichts von den Startqualitäten von Libero wussten. Mit halboffenem Zaum schoss er in Front und pochte auch darauf als die mit viel Aufwand aus zweiter Reihe aufziehende Arendelle angriff. Michael Nimczyk konnte aber mit der Germania Stute in den Windschatten des Piloten gelangen und hielt diese Position auch bis ins Ziel. Der innen geschonte Faday Scott fand gerade soviel Platz, dass er den aufwendig vorgetragenen Favoriten Makalo und Opalis in Schach konnte.
 
Im Finale sollte dann die Stunde von Kiss Me Bo schlagen. Schon beim Aufcantern war zu erkennen dass sie genau wie Windspeed überhaupt keine Probleme mit dieser Startmethode hat. Diese beiden fanden dann auch aus dem ersten Band am besten auf die Beine, während Heras Grand Dame auf der ersten Überseite auf der Suche nach einer Lage mächtig auf die Tube drückte und zwischen die beiden gelangen konnte. Als dann die hohe Pace etwas abflaute orientierte sich Windspeed nach außen, so dass Arendelle eine Führpferd bekam. Gut eine Runde vor Schluss ergriff Makalo in dritter Spur die Initiative, genau in diesem Moment schaute Roland Hülskath nach außen, während sich innen die diffizile Heras Grand Dame schief machte, etwas nach außen drängte und Windspeed am linken Vorderbein touchierte. Somit hatte Roland keine Möglichkeit mehr den Oberdorfer zu korrigieren, der Fünfjährige sprang an und musste disqualifiziert werden. Von allem unbeeindruckt zog Kiss Me Bo nun vor Makalo an der Spitze ihre Kreise. Erster Angreifer auf der letzten Überseite war der nun von Simon Woudstra gefahrene Libero, der in vielversprechender Manier mit Faday Scott im Schlepptau im Vordertreffen auftauchte und die Führenden unter Druck setze. Aus dem Schlussbogen heraus konnte Kiss Me Bo sich etwas absetzen und genau dieser Vorsprung reichte dann knapp aus um sich gegen den speedigen Faday Scott ( Thomas Bos ) und den abermals bärenstarken Libero durchzusetzen. Rang vier ging nach passenden Rennverlauf an Charmeur Royal vor Arendelle, die im Finale vielleicht nicht alles passend hatte, aber insgesamt nach den Skandinavien Einsätzen wohl auch nicht die gewohnte Frische zur Hand hatte.
 
Erfolgreichster Aktiver im Rahmenprogramm war Michael Nimczyk, der mit Fast and Furious und Neuzugang Fanny Hill die Konkurrenz nach Belieben dominierte. Dazwischen musste Michael mit dem Saisondebütanten Izzi`s Newport nach einem Rennen durch die Todesspur hart kämpfen um Spy Lord in die Schranken zu weisen. In der besten Amateurklasse gelang dem bereits zehnjährigen Fuchs Kalisco in der Hand seiner Lieblingsfahrerin Julia Knoch der vierte Sieg in Folge.

In der Auftaktprüfung musste Frank Eickmann nur darauf achten bei Hellboy im Sulky zu bleiben. Der Wallach rannte seine überforderten Gegner Start - Ziel in Grund und Boden. Große Freude herrschte bei der Familie Pellander, denn ihre kleine Winslet hatte sich mit Sylvia Raspe im Sulky ihr Pensum an der Spitze perfekt eingeteilt und geriet gegen die gut nachsetzende Sarina B und Irabelle nicht mehr in Bedrängnis. Das letzte Amateurfahren sicherte sich Tom Karten mit Red Lover. Der Fuchs verharrte wie gewohnt im Hintertreffen und zog dann mit lang gezogenem Speed bei der führenden Molly Malone auf. Als die Schwarma Stute unter dem Druck des für das Auge schon besser gehenden Red Lover ansprang konnte Besitzerin Cathrin Nimczyk sich schon einen Helm für die Siegerehrung schnappen. Der niederländische Altmeister und zigfache Champion Hugo Langeweg hatte nach der Streichung von Hulk Vryenesse nur noch Mamaora Vrijthout zur Hand. Die für das belgische Stutenderby vorgesehene Dreijährige eroberte sofort das Kommando und blieb bis ins Ziel sicher voraus gegen Versace Diamant. In der vorletzten Tagesprüfung hofften die vielen Fans Hannah Hazelaar auf einen Sieg ihrer Stute, die beizeiten an ihrem Stallgefährten Escudo vorbei das Kommando übernehmen konnte und eigentlich bei moderatem Tempo nichts mehr anbrennen sollte. Doch da hatte man wohl die Rechnung ohne Robbin Bot gemacht, der direkt nach dem Sieg mit Kiss Me Bo auch Escudo noch ungeahnte Reserven entlocken konnte und den Wallach genau auf der Linie an Hannah Hazelaar vorbei schob. Ein nach dem Pech mit Windspeed sichtlich geknickter Roland Hülskath erschien dann nach der Abschlussprüfung zur Siegerehrung mit Gladys Night, die in einer sehr passenden Prüfung Start - Ziel weit vor dem Rest zum Zuge kam.
 
Strahlende Gesichter dagegen bei den Verantwortlichen des Mönchengladbacher Rennvereins, denn mit 118.000 € erzielte man ein hervorragendes Umsatzergebnis. Der nächste Renntag in Mönchengladbach findet ausnahmsweise an einem Samstag, den 24. August statt.