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Aus dem hohen Norden ins große Glück

Aus dem hohen Norden ins große Glück
Nachschau Hamburg, 14.10.2018

Hesiod und Ulf Ohlsson gewinnen den Großen Preis von Deutschland – Mister Ed Heldia holt sich  den Deutschland-Cup - Michael Nimczyk gewinnt vier weitere Prüfungen – Marylin Monroe Bo mit Thorsten Tietz bei den Zweijährigen -   Great Gatsby As im Lord Pit-Rennen - Garry und Ronja Walter beim Heimspiel  - Generaal Bianco in 1:10,6 - Millionengewinn in der Grand Slam 75

Wenn eines in diesem Jahr Bestand hat, dann ist es das Abonnement der Hamburger Trabrennbahn auf gutes Wetter. Ja, es herrschten an diesem 14. Oktober zum Jahreshöhepunkt geradezu paradiesische Wetterbedingungen in norddeutschen Breiten. Es war warm, die Sonne lachte – ganz, als hätte man den sportlichen Wert des Renntages auch weit oben verinnerlicht.
Vor 4.000 teils begeistert mitgehenden Zuschauern wurde der Renntag „patriotisch“ eröffnet und fortgeführt, doch der Lauf der deutschen Gespanne endete ausgerechnet im Hauptrennen, in dem Totofavorit Tsunami Diamant die Gegner nicht überrollen konnte, sondern lediglich als harmlose Welle an die Wand der Ausländer klatschte und dann wirkungslos zerlief. Es triumphierte das Gespann mit der weitesten Anreise, denn Hesiod hatte sich samt Entourage aus Boden, der nördlichsten Trabrennbahn Schwedens, auf den Weg ins südliche Hamburg gemacht. Fast 2.000 Reisekilometer absolvierte der Vierbeiner. Da „schaffte“ er die 2,2 Kilometer im Rennen geradezu mühelos.

Start-Ziel

Im Nachhinein zeigte sich das Team aus dem hohen Norden selbst ein wenig überrascht, dass man gleich so mühelos nach vorn gekommen war. Doch die sofort eroberte Führung war der Schlüssel zum Erfolg im diesjährigen Deutschland Grand Prix. Während Ulf Ohlsson mit Hesiod vorn für eine durchaus zügige Pace sorgte, ließen viele vermeintliche Gegner in äußeren Spuren im Laufe des Rennens wichtige Reserven. Der an und für sich recht gut abgekommene Tsunami Diamant wurde im Fahrwasser von Baxter Hill, den es nach einem Führpferd dürstete, zunehmend nach hinten geschoben. Die deutsche Hoffnung ging auf den letzten 700 Metern in dritter Spur zum Angriff über und zog Classic Connection mit nach vorn. Da war es dann um den zunächst ganz außen hängen gebliebenen Heart of Steel ebenso geschehen wie um Giveitgasandgo, der nach einer Runde die Attacke gewagt hatte, aber nicht nach vorn gekommen war und im letzten Bogen rückwärts ging.

Der innen geschonte Enterprise wirkte in der Distanz ebenso kurz gefährlich wie der von Altmeister Jean-Pierre Dubois in die Schlacht geworfenen Classic Connection, während Tsunami Diamant seine erst fein anzuschauende Offensive nicht voll durchstand und auf der Zielgeraden nicht weiter kam. So musste der Derbysieger auch noch den keineswegs vom Verlauf begünstigten Prosperous vor sich anerkennen, der ebenfalls zu Beginn einige Meter in dritter Spur absolviert hatte, ehe sich später sogar ein Plätzchen an der Innenkante auftat. Vorn aber hatte Schwedens Champion im Sulky von Hesiod auf alles eine Antwort und fuhr durch zum Sieg in hervorragenden 1:12,1.

Große Freude herrschte im Winner-Circle, wo der dolmetschende Klaus Koch für den Schweden Ulf Ohlsson und den Finnen Petri Salmela nach Abspielen der finnischen Hymne verkünden konnte, dass man nun keineswegs heute noch nach Hause fliegen wolle, sondern den Triumph, den größten in der Karriere des niemals in den USA gestarteten, dort aber geborenen Hesiod, in Hamburg feiern werde. Den gebuchten SAS-Flug nach Stockholm um 18.30 ließen die beiden zweibeineigen Protagonisten sausen, so dass die Durchsagen am Hamburger Flughafen, die Passagiere Ohlsson und Salmela mögen bitte zu Gate 25 kommen, zu keinem Erfolg führten.

Only winner

Der 134:10-Außenseitererfolg von Hesiod markierte den Schlussstrich unter die erstmals in Hamburg durchgeführte Grand Slam 75-Wette. Wie als Möglichkeit angekündigt wurde die schwedische Wette zu einem Millionending, denn ein einziger Wetter kassierte die Million. Ein Mann in Stockholm hatte es geschafft, alle sieben Sieger der Hamburger Grand Slam 75 auf den Wettschein zu bringen. Mit Hackbällchen und Bier wurde zünftig gefeiert.

Deutscher Rahmen

Hatte es zwar im Hauptrennen wieder nicht geklappt, so gab es dennoch Grund zur Freude für die Deutschen an diesem internationalen Renntag in Bahrenfeld. Der deutsche Champion Michael Nimczyk gewann allein fünf Rennen und wurde zum Fahrer des Tages. Mit McArthur konnte er im Hauptrennen zwar keine Rolle spielen, doch mit Mister Ed Heldia sicherte sich der „Goldhelm“ den „kleinen“ Großen Preis, den Deutschland-Cup. Mit dem Breeders Crown-Dritten war der Goldhelm aus dem ersten Bogen in Front gefahren und wehrte sich zu lohenden Odds von 96:10 erfolgreich gegen Hugo Lobell.

Mit Charlotte Newport hatte Michael Nimczyk den Renntag siegreich eröffnet, um dann mit Idol und Locarno ebenfalls den Weg in den Winner-Circle aufzusuchen. Über die selten gelaufene Marathondistanz von 3.240 Metern beeindruckte der Mommert-Traber Locarno und verschaffte sich eine weiße Weste. Über die Open Stretch setzte sich dann zum Auftakt der Grand Slam 75 auch Payet in souveräner Manier durch.  
 

Standing Ovations

Applaus auf breiter Front auf dem Weg zum Ziel wie an diesem Sonntag hat es auf einer deutschen Trabrennbahn lange nicht gegeben. Besonders herzlich bedachten die Zuschauer bei strahlendem Sonnenschein Heinz Wewering. Das „lebende Traberdenkmal“ gewann den mit 30.000 EUR Preisgeld ausgestatteten Idee Kaffee-Preis mit Great Gatsby As gegen den wieder einmal nur an einem sehr guten Pferd zerschellten Very Impressive S. Es war Sieg Nr. 16.885 in der beispiellosen Karriere Heinz Wewerings.

Emotionen pur gab es auch nach dem Trabreiten, denn Deutschlands Championesse Ronja Walter konnte Tränen der Rührung nicht zurückhalten, nachdem sie mit ihrem Lieblingspferd Garry das Satteltraben nach offensivem Vortrag hochüberlegen an sich gebracht hatte.

Tollen Rennsport

Jede Prüfung des Tages bot fantastischen Trabrennsport. Bei den Zweijährigen beeindruckte Stall Habos Marylin Monroe Bo mit Thorsten Tietz, die in 1:14,3 die favorisierte Arquana As abwehrte. Grande Cunera profitierte mit Kurt Roeges von einem völlig überpaceten Verlauf im Preis der ATG und gewann in 1:12,9 gegen den Totofavoriten Can Lane mit Peter Untersteiner. Der in Halmstad trainierende Untersteiner hielt sich im Banks-Rennen schadlos und verbesserte seinen Generaal Bianco um eine volle Sekunde auf 1:10,6 beim Sieg über Shadow Gar und Gilda Newport.  Mit Siegen von Nahema (Tom Kooyman), Super Queen C (Stefan Schoonhoven) und Jonalu (Franz Klein) klang ein Renntag der Extraklasse aus.
cb