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Lauter Siegertypen!

Lauter Siegertypen!
Nachschau Berlin-Mariendorf, 24.09.2017


Der zweite Tag des Breeders-Crown-Meetings strotzte nur so vor spektakulären Leistungen. Die sechs Hauptläufe gingen an Motion Pure, Goldy Stardust, Laura Vici, Orlando Jet, Mister F Daag und last but not least an Classic Connection, der die schnellste Kilometerzeit der Veranstaltung ablieferte.    

Die letzten Kronen wurden vergeben: Sechs Breeders-Crown-Hauptläufe bildeten den Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung des großen Mariendorfer Meetings, bei dem insgesamt über 400.000 Euro Preisgeld an die Besitzer, Züchter und Trainer der besten Pferde vergeben wurden. Die Frage, welcher dieser Läufe am meisten im Mittelpunkt stand, ist kaum zu beantworten, denn die Sympathien des Publikums für ihre Favoriten und die einzelnen Jahrgänge der Pferde waren breit verteilt. Wir wollen das Geschehen daher völlig wertungsfrei in chronologischer Reihenfolge schildern. Der Hauptlauf der dreijährigen Stuten bildete den Auftakt und er wurde zum Triumph für Motion Pure, in deren Sulky diesmal wieder Heinz Wewering Platz nahm. Die auf dem Gestüt Lasbek gezüchtete Vierbeiner-Lady duldete kurz ihre Stallgefährtin Miss Godiva (Christian Lindhardt) nur kurzzeitig an der Spitze und ging im ersten Bogen entschlossen nach vorne. Während Miss Godiva früh geschlagen war, besaß Tijuana Diamant (Michael Nimczyk) auf der Schlusshalben starke Momente. Aber gefährden konnte die Mommert-Stute den in 16,4/1.900m auftrumpfenden Vierbeiner-Stolz der Familie Herz nie. Motion Pure siegte sicher mit einer Länge Vorsprung – vor der kleinen Stute mit dem großen Rennkopf kann man nur den Hut ziehen!

Das gleiche Lob darf man natürlich auch der von Jan Scheffer gezüchteten und im Besitz von Hans Brocker befindlichen Goldy Stardust aussprechen. Das, was wie stets von Michael Nimczyk gesteuerte Braune im Hauptlauf der vierjährigen Stuten ablieferte, stammte tatsächlich von einem anderen Stern. Trotz eines Verlaufs in der Außenspur zog Goldy Stardust der Pilotin Gilda Newport (Dion Tesselaar) so gründlich den Zahn, dass die Stutenderby-Siegerin die besseren Gelder an die speedigen Lady Vera (Dennis Spangenberg) und Stonewashd Diamant (Gerhard Biendl) abtreten musste. Goldy Stardusts Siegzeit von 13,5/1.900m sagte alles. „Und es ist überhaupt kein Ende in Sicht“, strahlte Michael Nimczyk bei der Ehrung überglücklich. „Goldy Stardust besitzt ein grandioses Phlegma – ich kann noch gar nicht abschätzen, wohin mich die gemeinsame Reise mit ihr führen wird.“

Schon wenig später stand der Goldhelm erneut im Winner-Circle: Diesmal mit der zweijährigen Stute Laura Vici. Die von Laurenz Meßmann gezüchtete Traber-Lady siegte in 17,1/1.900m völlig überlegen mit vier Längen Vorsprung, obwohl es zunächst gar nicht danach ausgesehen hatte. Michael Nimczyk: „Kurz vor dem ersten Bogen deutete sie einen Fehler an, den ich aber abfangen konnte.“ Vor den Tribünen konnte man die Tochter der 28-maligen Siegerin Lavaletta dann zunächst an fünfter Stelle innen ausmachen und ab Mitte der Gegenseite ging es konsequent voran. Ihr Mitbesitzer Erich Rothe freute sich bei der anschließenden Ehrung: „Ich verbinde viel Hoffnung mit Laura Vici und bin auf ihre bisher gezeigten Leistungen mächtig stolz.“

Viele feuchte Augen gab es bei der Siegerehrung des Hauptlaufs der vierjährigen Hengste und Wallache. Nicht nur bei dem mit Orlando Jet überlegen auftrumpfenden Rudolf Haller, sondern auch im Publikum. Denn als der in Berlin ohnehin überaus beliebte bayerische Trainer gestand, wie bewegend der Moment des Erfolges für ihn im Beisein seiner ganzen Familie und seines Vaters Richard sei, waren die Zuschauer sichtlich gerührt. Der vierbeinige Hauptprotagonist blieb dagegen cool wie immer: Orlando Jet stand im Winner-Circle in seiner ganzen Pracht und Schönheit wie ein von Künstlern frisch erschaffenes Gemälde. Ein kurzer trockener Sprint zu Beginn der Tribünenseite hatte dem von Richard Busch gezüchteten Traber des Jahres 2016 gereicht, um seinen Gegnern zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Rudolf Haller: „Er ging entgegen früherer Gewohnheiten sogar in kerzengerader Haltung durch die Bögen und löste die Aufgabe überaus leicht.“ Als nächste Aufgabe ist für den in 14,0/1.900m siegreichen Crack des in Österreich beheimateten Stalles Team Neuhof nun der Große Preis von Deutschland am 8. Oktober in Bahrenfeld vorgesehen.
Nach einem nahezu identischen Rennverlauf gab der zweijährige Hengst Mister F Daag seine Visitenkarte im Winner-Circle ab. Zur Ehrung begleitet wurde der von Jean Huls gezüchtete Debütant, der sich drei Wochen zuvor in Wolvega in starken 1:15,0 min. für seine Laufbahn qualifiziert hatte, natürlich von seinem Fahrer Robin Bakker, der dem in 17,1/1.900m erfolgreichen Braunen aus dem Lot des Besitzers Joseph Vanduffel sehr viel Talent bescheinigte. Bei seinem Treffer über den ebenfalls vollauf überzeugenden Emilion (Michael Nimczyk) gab sich der von Paul Hagoort trainierte Hengst zwar mit einer knappen halben Länge Vorsprung zufrieden – die Manier war aber zukunftsweisend. Robin Bakker: „Schon der Heat hatte mir überaus gut gefallen. Ich ging also sehr zuversichtlich ins Rennen.“

Viel Optimismus hatte der niederländische Spitzenfahrer auch vor dem mit Spannung erwarteten Comeback von Broadwell im Hauptlauf der dreijährigen Hengste und Wallache. Doch der vom Exterieur her nach wie vor bestechende Traber fiel, nachdem er die zweite Position innen erobert hatte, im letzten Bogen durch eine Galoppade aus, noch bevor er in die engere Entscheidung eingreifen konnte. Der Sieg ging stattdessen an die französische Rennsportlegende Jean-Pierre Dubois, der seinen selbst gezüchteten Classic Connection in einer solch meisterlichen Art vortrug, wie es nur ganz wenige Sulkysportler auf diesem Planeten beherrschen. Denn nachdem Dubois mit seinem Crack von der Spitze aus eine flotte Pace vorgelegt hatte, schien Classic Connection Mitte der Zielgeraden eine Niederlage kassieren zu müssen. Der außen enorm drückende Mister Ed Heldia (Michael Nimczyk) hatte seine Nüstern bereits in Front gesteckt. Doch als hätte er magische Zauberkräfte in seinen Händen, entlockte Jean-Pierre Dubois seinem Pferd noch einmal Reserven und Classic Connection kehrte in der Tagesbestzeit von 13,1/1.900m auf die Siegerstraße zurück.               .        
Zu den sechs Hauptläufen kamen noch sechs Entlastungen hinzu und gleich die erste von ihnen mündete in einen packenden Finish-Krimi, denn der von Georg Frick gefahrene Lemaitre bezwang den Tempomacher Pompano Julian (Rudolf Haller) nach einem Rennen in der Außenspur genau mit dem allerletzten Schritt. Good Girl As (Michael Nimczyk) griff erst im letzten Bogen an und verabschiedete sich von ihren Gegnern sehr deutlich. Für den Stall von Ulrich Mommert punktete der Goldhelm ebenfalls mit der im Einlauf gebrachten Honesty Newport, die nach zwei eher enttäuschenden Leistungen nun wieder ihr wahres Gesicht zeigte. Heres Beuckenswijk (Hugo Langeweg jun.) marschierte im Schlussbogen auf und siegte sehr souverän. Sogar noch später, nämlich erst auf den letzten zweihundertfünfzig Metern, griff Chichen Itza (Robbin Bot) aus der Innenlage heraus ins Geschehen ein. Die Fuchsstute offenbarte ungeheuren Einsatzwillen. Dass sich Khalid (Dennis Spangenberg) ebenfalls erst im Einlauf in Szene setzte, war keine große Überraschung. Denn der Wallach ist bekanntlich kein Schnellstarter, dafür aber auf dem letzten Kilometer bärenstark.   
  

Die einzige nicht zur Breeders Crown gehörende Prüfung wurde als Amateurfahren ausgetragen und ging trotz eines Reifenschadens an den einmal mehr überragenden Soccer (Simon Siebert), der auf dem besten Wege ist, Deutschlands siegreichster Traber der Saison 2017 zu werden.   

Gesamtumsatz: 251.210,01 Euro – Bahnumsatz: 105.287,60 Euro – Außenumsatz: 145.922,41 Euro.