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Michael Nimczyk wie einst Frankie Dettori

Michael Nimczyk wie einst Frankie Dettori
Nachschau Berlin-Mariendorf, 02.08.2017


Der Goldhelm gewinnt alle fünf Rennen bei der PMU-Matinee am Mittwoch
 
Berlin-Mariendorf, 2. August 2017.
 
(mf).  Es war zwar „nur“ eine PMU-Matinee mit fünf Rennen, doch sie endete denkwürdig. Goldhelm Michael Nimczyk gelang ein Meisterstück, das an die Ascot-Gala von Jockey-Legende Frankie Dettori am 28. September 1996 erinnerte, als der auf Englands Nobelbahn alle sieben Prüfungen des Tages für sich entschied und den Buchmachern viele Millionen Pfund Verlust bescherte. Nimczyk machte es etwas gnädiger, zumal er im Gegensatz zu Dettori ausnahmslos Favoriten steuerte, aber auch davon wollen fünf erst einmal ins Ziel gebracht werden.
 
Den Auftakt machte Ear to Earth, so dass nicht nur Michael Nimczyks glänzende Fahrerform dieser Tage, sondern auch die Erfolgsserie von Besitzer Ulrich Mommert ihren Fortgang nahm. Vom Potenzial her hatte Trainer Thomas Holtermann den Dreijährigen als gut genug für einen Derbystart gesehen, ihn als großes Pferd aber vernünftigerweise noch nicht für reif genug befunden. In der „normalen“ Klasse stand Ear to Earth aber deutlich heraus, konnte sich einen einige Meter kostenden Sicherheitsstart erlauben und war nach einem Zwischenspurt vor der Tribüne dennoch schnell und für den Rest des Rennens souverän in Front. Mit dem von Hannu Voutilainen trainierten Jahrgangsgefährten Glaedar ließ sich der deutsche Champion ein Rennen später noch mehr Zeit und brachte ihn erst nach einer Runde mit einem Vorstoß in dritter Spur an die Seite des führenden Molto Bene H, den er im Einlauf mit nochmaliger Tempoverschärfung stehen ließ.
 
Rasantes Duell
 
Den spannendsten Endkampf erlebten die zu früher Stunde erfreulich zahlreich erschienen Besucher im dritten Rennen. Beim zweiten Start nach der Pause zeigte sich Flash di Quattro erheblich gesteigert, wurde von Thosten Tietz sofort an die Spitze geschickt und nahm dort das Tempo erst einmal deutlich aus der Partie. So konnte Michael Nimczyk mit dem am Toto noch etwas kürzer stehenden Melchior Mo zwar nach halber Strecke aus anfänglich sechster Position mühelos zum Piloten aufrücken, doch verfügte der nach der Bummelpartie naturgemäß über erhebliche Reserven. Der absolute Siegeswille beider Pferde und Fahrer führte zu einem faszinierenden Endkampf, den Melchior Mo nach einer selbst für die schnelle Mariendorfer Bahn ungewöhnlichen letzten Zwischenzeit von 1.09,8 minimal für sich entscheiden konnte.
 
Nimczyk zu überlegen – Geld zurück
 
Geschah das Spektakel im dritten Rennen auf dem Geläuf, nahm es nach dem vierten bei der Ermittlung der Quoten seinen Lauf. Über die PMU-Schiene waren sensationelle 345.197 Euro – in den übrigen Rennen die gewohnten 20.000 bis 40.000 Euro ‑ allein in der Platzwette angelegt worden. Natürlich fast ausnahmslos auf Prince of Persia, bei dem insbesondere Großwetter die in Frankreich „garantierten“ 11:10, sprich eine nahezu risikolose Rendite von 10 % mitnehmen wollten. Das war den PMU-Verantwortlichen dann aber doch zu viel des Guten. Sie setzten, bevor ein zu großes Verlustgeschäft drohte, die außerordentlich selten angewendete Ausnahmeregelung in Kraft, wonach in solchen Situationen, wenn 11:10 weit verfehlt würden, die gesamte Platzwette annulliert werden kann und alle Einsätze – auch die, die verloren hätten – an die Wetter zurückerstattet werden. Dies alles interessierte Prince of Persia überhaupt nicht, der an der Spitze Start-Ziel seine Kreise zog und mit dem Richterspruch „Weile“ als 10:10-Favorit vor allem die erfreute, die sich Anteilscheine für die Prämienausspielung sicherten.
 
Kleiner Mann ganz groß
 
Den Schlusspunkt seiner Fünfergala setzte Michael Nimczyk mit dem von Henk Grift trainierten Großverdiener Unword im Bänderstart-Rennen der französischen Pferde. Eigentlich hatte Grift selbst mit dem wesentlich startschnelleren Vamos Jet früh die Spitze nehmen wollen, um dann das Rennen ruhig zu machen, damit der mit Doppelzulage gehandicapte „kleine Mann“ Unword es beim Aufrücken leichter hätte. Den ersten Teil des Vorhabens setzte Henk Grift auch souverän um, doch dann packte ihn die Lust auf einen eigenen Fahrererfolg. Ohne auf Unword zu warten, ließ er Vamos Jet auf unzählige Längen vom Feld wegziehen. Eigentlich zu weit, als dass noch etwas passieren konnte. Wenn nicht Michael Nimczyk hinter einem richtig guten Pferd gesessen hätte, das in großer Manier von ganz hinten nachsetzte und den nur scheinbar überlegen vorneweg gehenden Trainingsgefährten tatsächlich noch zu fassen bekam. Als Grift das Unheil kommen sah, nahm er nur noch die Hände herunter und signalisierte seinem Catchdriver so etwas wie „Bravo, große Kino, das Du heute veranstaltest“. Und das war es wirklich an diesem kurzweiligen Vormittag, den die Anwesenden so schnell nicht vergessen werden.
 
Gesamtumsatz: 68.763,97 Euro.