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Der Mann mit dem goldenen Helm und den goldenen Händen

Der Mann mit dem goldenen Helm und den goldenen Händen
Nachschau Berlin-Mariendorf, 30.07.2017

Die Sonne lachte vom Himmel, und insofern war an diesem dritten Tag der diesjährigen Derby-Woche in jeder Hinsicht alles perfekt angerichtet für einen Renntag der Superlative. Die Derbyfinalisten 2017 wurden gesucht, doch neben den vier Vorläufen gab es weitere hochinteressante Prüfungen, die so nur „Beiwerk“ waren, obwohl sie sonst die Highlights jedes anderen Renntages gewesen wären, so etwa das J.J. Darboven Charlie Mills-Memorial. Im Mittelpunkt des Renntages aber stand ganz eindeutig die Suche nach dem Favoriten eines offenen Derbys, welches nach den Vorläufen jedoch weiterhin recht offen erscheint.

Michael Nimczyk trägt bekanntlich den goldenen Helm zum Zeichen seines Championats, und dass dies nicht von ungefähr kommt, bewies der Goldhelmträger aus Willich am letzten Julisonntag in Berlin durch seine „goldenen Hände“. Er gewann drei Rennen, darunter neben einem Derbyvorlauf auch das Rennen der besten Klasse. Überdies schaffte es Nimczyk, insgesamt drei Pferde ins Derbyfinale zu bringen: Neben TomNJerry Diamant Mc Arthur und Mister Ed Heldia - alle seine Derbystarter. Ob es allerdings auch „sein“ Derby am kommenden Sonntag wird, weiß zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand - die Vorfreude auf das Rennen der Rennen bleibt nach den Vorentscheidungen so oder so erhalten.

Der Weg ins Finale

Die erste Vorentscheidung zum diesjährigen Derby sah gleich den 19:10-Totofavoriten in der Luft. Björn Goop konnte Classic Connection nicht heil ins Rennen bringen, und auch Aurelio CG verabschiedete sich umgehend im Galopp. Dies nutzte Michael Nimczyk mit Mister Ed Heldia, um sich von ganz außen früh das Kommando zu sichern. Der bis dato ungeschlagene Hengst schien nun alles für sich zu haben, doch das Team des Derby-Vorjahressiegers war damit nicht einverstanden. Robbin Bakker beorderte 1.000 Meter vor dem Pfosten Tsunami Diamant in die Außenspur und orientierte sich nach vorn. „Ich hatte schon im letzten Bogen das Gefühl, das Finale sicher zu haben, und dann sah ich, dass Michael Nimczyk  schon die Watte gezogen hatte und hielt auch den Sieg für möglich“, tat Bakker bei einer emotionalen Siegerehrung mit den Besitzern Johann Holzapfel und Andreas Schwarz kund und freute sich über den Sieg in 1:13,4. Der innen geschonte Flying Fortuna in der Hand von Christoffer Eriksson erreichte unweit zurück als Dritter das Finale. 

Auch im zweiten Vorlauf erwischte es in der Startphase einen der Gemeinten. Heinz Wewering hatte zwar extra vor dem Rennen noch Gummiboots aufziehen lassen, doch auch mit dieser „Hilfe“ war Maxi Cup nicht auf den Beinen zu halten und musste disqualifiziert werden. Roland Hülskath schickte den bis dato sieglosen Portland offensiv in die Partie und hatte ausgangs des ersten Bogens das Kommando übernommen. Danach kam der bildhübsche Fuchs aus dem Stall von Marion Jauß nicht mehr in Gefahr und gewann in 1:13,3. Siegfahrer Roland Hülskath strotzte vor Optimismus: „Wer mich schlägt, gewinnt das Derby!“ Der wichtigste Tag sei zwar erst in einer Woche, doch er habe das beste Pferd: „Ich kann auch von Start noch schneller“, machte er der Konkurrenz zusätzlich Angst. Mc Arthur kam mit gutem Schlussakkord ins Finale, welches Kentucky Bo etwas unglücklich verpasste, denn der Haller-Schützling verlor kurz vor der Linie das Geläuf und ging Pass. So kam glücklich, aber nicht unverdient Ganyboy, der im Schlussbogen keine freie Fahrt hatte, zum begehrten Finalticket.

Eine Überraschung erlebten die Besucher am Renntag der Hotellerie dann im dritten Vorlauf. Rick Ebbinge eroberte mit dem 193:10-Außenseiter Velten Las Vegas das Kommando und beschloss, es einfach nicht mehr abzugeben: „Wir hatten einen guten Start, und dann hatte ich schon im ersten Bogen ein gutes Gefühl“, führte der holländische Champion bei der Siegerehrung aus. Ebbinge selbst war maßgeblich beteiligt an diesem Sieg, denn er dosierte die Fahrt richtig, hatte hinter sich Pelle Barosso in der Falle und konnte den nicht voll überzeugenden Mac Smily immer sich außen vom Leib halten. Der Lasbeker verpasste sogar die Finalqualifikation, da sich Rudi Haller mit Power of Rhythm vorbeifinishte. Wie die Chancen in einer Woche stehen? „Wir waren heute Außenseiter und werden es kommenden Sonntag sein, doch damit konnten wir bislang gut leben“, fasste Ebbinge nach dem Treffer in 1:14,3 zusammen.

Die vierte Vorentscheidung ging dann an den deutschen Champion, der mit TomNJerry Diamant das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite hatte. Von ganz außen fand Michael Nimczyk an die Innenkante hinter den führenden Tiger Hill Diamant, der im letzten Bogen aber überraschenderweise früh Notsignale sandte. TomNJerry Diamant fand nach außen und dann wieder nach innen, und genau dort schnappte er sich in 1:14,1 in diesem Katz-und Mausspiel den schon wie der Sieger gehenden Harbour Eightysix und schlug auch vor dem weit nach außen driftenden Baxter Hill an, der als Dritter das Finalticket löste. Nach dem mit 161:10 am Toto belohnten Treffer dankte Nimczyk seinem Team und war am Ende seines erfolgreichen Tages recht bewegt: „Das ist schwer in Worte zu fassen.“

Während der Champion sich selbst für den Vorlaufsieger entscheid, wurde Mister Ed Heldia Björn Goop anvertraut und Mc Arthur in die Hände von Michael Larsen im Finale gegeben. Nach den Vorläufen erscheint vieles möglich, wenngleich nun sicher Portland die Favoritenrolle übernehmen muss - nicht nur, weil der Fuchs der schnellste aller Vorlaufsieger war.  

Cash erneut bärenstark

Einen großartigen Doppelerfolg feierte Besitzer Ulrich Mommert im J.J.Darboven Charlie Mills-Memorial. Der kürzlich schon imponierende Cash Hanover hatte zwar erneut keinen Traumverlauf, doch auch außen herum war der Fünfjährige mit Michael Nimczyk nicht aufzuhalten. Stan Libuda wurde im letzten Bogen mühelos umdribbelt, danach war der Triumph in 1:11,9 bereits in trockenen Tüchern, als Stallgefährte Montecore Mo mit feinem Speed nachsetzte. Karin Walter-Mommert war es nicht ganz, aber doch fast: „Ich bin sprachlos“, sprach sie letztlich sichtlich überwältigt ins Mikrofon von Moderator Christoph Pellander: „Das ist ein Riesengeschenk für uns!“

Sieger unter der Berliner Sonne

Überlegene Sieger gab es in den Amateurfahren des Tages. Marie Lindinger war mit Tyrolean Dream zum Auftakt nicht von der Spitze zu verdrängen, was Hans-Jürgen von Holdt mit John Bull einsehen musste. Ohne die Kollegin aus Bayern reichte es dann in einem Vorlauf zum Derby-Pokal der Amateure. Hans-Jürgen von Holdt sicherte sich mit Wildcat Hanseatic über den langen Weg das Kommando, teilte sich dort alles nach Wunsch ein und fuhr am Ende ab. Sönke Gedaschko setzte sich mit seinem Domecq Baldwin durch, womit auch für den Hamburger der Himmel voller Geigen hing, hatte doch schon zuvor Michael Nimczyk mit Barbarella für seine Farben gewinnen können: „Zwei Starter an einem Tag und zwei Siege, da kann die Heimfahrt gar nicht lang genug sein, um im Glücksgefühl zu schwelgen!“

Beflügelt agierte wohl auch Roland Hülskath, der mit Fleur Starlake und in ungewohnter Offensive den Derby-Pokal der Stuten gewann und seinen zweiten Punkt markierte.

Demnächst erneut dabei

Eine gelungene Generalprobe für die Derbyrevanche am kommenden Wochenende gelang Dreambreaker in der Hand von Thorsten Tietz. Nach einem gelungenen Bänderstart kontrollierten die beiden das Geschehen von der Spitze aus und schalteten nach einem ruhigen ersten Kilometer gleich mehrere Gänge höher. Obwohl die Konkurrenz bereits auf verlorenem Posten kämpfte, ließ Thorsten Tietz den Wallach bis zum Pfosten flattern und auf der letzten Halben unter 1:10 traben. „Ich musste ein echtes Rennen haben, wenn wir nächste Woche mitmischen wollen, zumal er in Front immer ein bisschen faul ist“, gab der Silberhelm zu Protokoll und nannte die Breeders Crown als weiteres Ziel für Dreambreaker.

Strahlende Gesichter gab es auch nach dem Derby-Pokal der Oldies im Winner-Circle. „Berlins Finne“ Jorma Oikarinen freute sich nach dem Treffer mit Willow Bay Evert auf seine Art: „Zwei Finnen, die sich gut verstehen, mein Pferd und ich - das gibt es auch nicht so oft.“ Dafür, dass der Sieg im Speed nicht so beeindruckend ausfiel wie erwartet, hatte Okarinen eine plausible Erklärung: „Ich musste 1.000 Meter mit einem platten Reifen fahren, den mir ein Konkurrent getreten hatte.“

Ferdinand Hirsch sicherte sich nach mutigem Vortrag einen Vorlauf zum Handicap-Pokal de luxe mit 222:10-Außenseiter Jeronimo Express, profitierte dabei aber auch von der Tatsache, dass der kaum zu regulierende Bando d’Havane den führenden El Raul kräftig massiert hatte. Den Schlusspunkt setzte Dennis Spangenberg mit der debütierenden Ready Cash-Tochter Easter Smart, die mit einem Tempolauf die chancenlose Konkurrenz düpierte.

cb