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Die Form steht bei den Stuten

Die Form steht bei den Stuten
Nachschau Berlin-Mariendorf, 29.07.2017
 
Berlin-Mariendorf, 29. Juli 2017.
 
(mf).  Nach der PMU-Vorspeise am Freitag begann die Derbywoche für viele erst am Samstag mit den Vorläufen zum Stutenderby so richtig. Wie schon am Tag zuvor dominierten die Favoriten in selten gekannter Manier. Vier der fünf Vorlaufsiegerinnen zahlten knappe Quoten zwischen 13 und 15:10, allein die in ähnlichem Bereich gehandelte Miss Godiva patzte, doch sprangen die beiden anderen gewetteten Stuten nach ihrem Ausscheiden in die Bresche. Fahrer des Tages war ohne Wenn und Aber Goldhelm Michael Nimczyk, der drei der fünf Eliminations an sich brachte. Doch auch für Dennis Spangenberg, in den Vorläufen nicht vertreten, lief es mit einer Triplette alles andere als schlecht.
 
Von der Spitze aus ins Stutenderby
 
Das knappste Ergebnis, gefolgt von einer hitzigen Diskussion gab es im ersten Vorlauf. Michael Nimczyk hatte mit Tijuana Diamant das Heft vom Start weg in der Hand gehalten und sich mit Erreichen der Zielgeraden auf Längen von den chancenlosen Verfolgern gelöst, da geschah es: Wie schon beim Start zuvor beäugte seine Stute das Zielschild aus der Entfernung mit größter Skepsis, bremste komplett ab und wich auch noch etwas nach außen. Handsome Starlake rauschte mit ganz anderer Endgeschwindigkeit heran und hätte sogar noch gewonnen, doch Hugo Langeweg musste den Spurwechsel der Favoritin mitgehen, um nicht aufzuprallen. Das Manöver kostete die entscheidenden Zentimeter, aber nach Überprüfung durch die Rennleitung bleib es beim ursprünglichen Resultat. „Das war nicht leicht für die Rennleitung“, räumte Michael Nimczyk bei der Siegerehrung ein, was im Klartext bedeutete, dass sich auch über die Disqualifikation der Favoritin niemand hätte beschweren können. Weniger aufregend kamen die beiden weiteren Vorlaufsiege für den deutschen Champion zustande, die er gleichfalls für Besitzer Ulrich Mommert herausfuhr. Honesty Newport, die sich später bei der Auslosung für das Finale als die Wahl Nimczyks entpuppte, profitierte davon, dass die am Toto höher eingeschätzte Miss Godiva nach dem Start Galopp ging, und kontrollierte mit einmal übernommener Führung auch die Schlussattacke von Himoko Greenwood, mit der Hugo Langeweg diesmal reell geschlagen war. Das Mommert/Nimczyk-Trio komplettierte Charlotte Newport, vom Besitzer als sein Lieblingspferd bezeichnet, ebenfalls Start-Ziel, die hinter ihr zu spät freikommende Hera F Boko konnte das Blatt nicht mehr wenden. Von der Spitze aus wurden auch die beiden übrigen Vorläufe gewonnen, wobei Heinz Wewering zunächst mit Motion Pure nicht anzutasten war, und das Gestüt Lasbek nach dem nicht einkalkulierten Ausfall von Miss Godiva somit zumindest mit einer Stute im Finale am nächsten Samstag vertreten ist. Conrad Lugauer, mit Madonna ST hinter Motion Pure ohne Chancen auf den Sieg, durfte trotzdem in den Winner-Circle einkehren, nachdem er mit Alegra B die in 1.13,8 schnellste Vorlaufsiegerin und nicht nur deshalb den vielleicht heißesten Tipp auf den Derby-Titel nach Hause gebracht hatte. Mit der im Speed überraschend starken Hazel Newport ist die bekannte Zuchtstätte von Peter ter Borgh im Stutenderby dreifach vertreten. 
 
Erster Start – erster Sieg
 
Noch nie in Mariendorf am Start war Yentl Heirbrandt, doch nach dem Sieg im Monté-Derby kennt jeder die junge belgische Reiterin. Mit dem elfjährigen und über eine halbe Million „schweren“ Franzosen Safari Dream, den ihr Vater ihr im Februar zum Geburtstag geschenkt hatte („Ich besitze jetzt das beste Pferd der Welt“) ließ sie sich an zweiter Stelle den Weg zeigen, um in der Zielgeraden mit tollem Speed den nicht nur finanziell wertvollen Titel der Mariendorfer „Monté-Queen“ an sich zu bringen. 
Auch für den sechsjährigen Wallach Surpris war es der erste Auftritt auf der Derby-Bahn. Ehemals im Norden beheimatet, war er vor einigen Wochen nach Bayern verkauft worden und ebnete seinem Fahrer Andreas Geineder vielleicht den Weg zum bislang größten Erfolg. Mit dem überlegen (und überlegt) herausgefahrenen Treffer hat der jetzt alle Chancen, sich nach dem letzten Lauf am kommenden Samstag „Deutscher Nachwuchsmeister“ nennen zu dürfen.
 
Besser und besser
 
„Das Beste kommt zum Schluss“, heißt es oft. Die Beste kam diesmal aber schon in der Mitte des 14 Rennen-Programms, als Gerhard Biendl Celestial Light TK einmal mehr in Top-Verfassung vorstellte. Obwohl es ihm von der Konkurrenz nicht leicht gemacht wurde, fuhr der vielfache bayerische Champion auf dem Weg an die Spitze einfach weiter, wohl wissend, was sein Pferd kann. Am Ende stand im Derby-Pokal der Publikumslieblinge ein überlegener Sieg in der Tagesbestzeit von 1.13,3 zu Buche und ein für seine Verhältnisse ein sehr gesprächiger Gerhard Biendl im Winner-Circle. Auf die Frage von Moderator Christoph Pellander, ob Celestial Light TK aktuell die beste deutsche Stute sei, antwortete er knapp „Das glaube ich jetzt auch“, um gleichzeitig zu versprechen, dass man die Sechsjährige auch im kommenden Jahr wird bewundern dürfen. „Gesunde und vorsichtig aufgebaute Pferde werden im Alter immer besser.“ Einen weiteren Start in der Derbywoche will Biendl seinem Juwel allerdings nicht zumuten – dazu ist sie ein zu schlechtes Reisepferd.
 
84. Start – erster Sieg
 
Dass in der wichtigsten Woche des deutschen Trabrennsports auch „kleine Helden“ geboren werden können, erlebten die Besucher gleich zu Beginn des Renntags, als Oneandonly Diamant als Siegerin geehrte werden konnte. Dass dieser erste Treffer der von Dennis Spangenberg gleich an die Spitze gesteuerten Stute etwas glücklich zustande kam, weil der kurz vor dem Ziel das Geläuf verlierende Lillebror disqualifizierte wurde, spielte dabei überhaupt keine Rolle – den ersten Treffer beim 84. Lebensstart gönnte ihr jeder. Spangenberg siegte auch noch mit der vom Ende des Feldes eine sensationelle Speedleistung zeigende Lady Vera, die der Konkurrenz im Derby-Cup der Vierjährigen keine Chance ließ und jetzt zu den heißen Favoriten für das Bruno Cassirer-Rennen am Freitag zählt, sowie dem schwierigen Fast Shadow. Nach dem Doppelerfolg vom ersten Tag führt der Berufsfahrer am Stall von Thorsten Tietz die Tabelle der siegreichsten Fahrer während der Derbywoche zunächst an und hat sich bundesweit auf den alleinigen zweiten Platz vorgeschoben
 
Die drei übrigen Prüfungen gingen nach Holland, nachdem der dortige Champion Rick Ebbinge mit den Favoritinnen Gina Schermer und Velten Vivienne nicht anzutasten war und zuvor schon Erwin Bot Miss Mara zu einem der klarsten Siege des Nachmittags gesteuert hatte.
 
Gesamtumsatz: 321.543,01 Euro – Bahnumsatz: 129.632,10 Außenumsatz: 191.910,91 Euro.