12:07:20
Rennen
Heutige Rennen
Schweden
Dänemark
Norwegen
Frankreich
England
Südafrika
Neuseeland
Australien
Kanada

Die Karten sind neu gemischt

Die Karten sind neu gemischt
Nachschau Berlin-Mariendorf, 09.07.2017


Die Resultate der drei Buddenbrock-Läufe sorgen für eine Neubewertung des Derby-Jahrgangs. Vor allem die Besitzerfamilien Mommert, Schwarz und Holzapfel dürfen jetzt angesichts der tollen Siege von Michael Nimczyk mit Tijuana Diamant und Charlotte Newport sowie von Dion Tesselaar mit Tsunami Diamant ernsthaft hoffen.   
 
Mariendorf, 9. Juli 2017.
 
Nichts ist mehr so, wie es vorher war – so lautete in etwa die Kernaussage des von allen Traberfans heiß erwarteten Buddenbrock-Renntags. Das in diesem Jahr in zwei Stutenläufe und einen Lauf für Hengste und Wallache unterteilte Rennen gilt seit jeher als Derby-Orakel – wer sich hier auf die Siegerstraße begibt, hat auch am ersten Augustwochenende allerbeste Chancen auf den Erfolg. Im Vorfeld galten vor allem die Pferde des Gestüts Lasbek als prädestiniert für einen Sieg – aber das norddeutsche Nobel-Gestüt konnte keine seiner vierbeinigen Hoffnungsträger auf die Ehrenrunde des erstmals 1901 ausgetragenen Klassikers schicken. Stattdessen beherrschte ein 215:10 Außenseiter – nämlich der von Dion Tesselaar gesteuerte Tsunami Diamant – das Geschehen bei den Hengsten und Wallachen. Und in den  beiden Stutenläufen setzten sich die vom Deutschen Meister Michael Nimczyk präsentierten Tijuana Diamant und Charlotte Newport durch. Inklusive der fünfundzwanzigprozentigen Züchterprämie waren alle drei Läufe mit jeweils 25.000 Euro Preisgeld dotiert. Eines ist klar: Für die Familien von Ulrich Mommert, dem beide Stuten gehören, sowie für die Familien von Max Schwarz und Johann Holzapfel, die die Besitzergemeinschaft von Tsunami Diamant bilden, beginnen nun höchst spannende Wochen. Auch das Team vom Gestüt Lasbek darf weiter hoffen, obwohl sich die Erwartungen diesmal nicht erfüllten – die Pferde von Günter Herz waren größtenteils deutlich unter Wert geschlagen.  
 
Ladies first – so hieß die Devise der erstklassigen Veranstaltung, denn als erstes standen die Entscheidungen in den beiden Buddenbrock-Stutenabteilungen auf dem Programm. Berliner Besitzerfarben leuchteten im ersten Lauf auf, denn Ulrich Mommerts Tijuana Diamant (26:10) gelang ein triumphalerStart-Ziel-Erfolg. Im Sulky der von Wolfgang Nimczyk trainierten Dreijährigen saß wie stets sein Sohn Michael, der mit der Dream-Vacation-Tochter alles goldrichtig machte und nur auf den allerletzten Metern noch eine bange Sekunde überstehen musste. Denn kurz vor der Ziellinie machte sich Tijuana Diamant etwas schief. Das lag aber nicht daran, dass die Stute mit ihrer Kraft am Ende war. „Sie war einfach ein wenig unkonzentriert und ließ sich durch das Zielschild irritieren“, schilderte der Deutsche Meister die Situation mit einem dicken Schmunzeln im Gesicht. Davon abgesehen war Michael Nimczyk aber total begeistert: „Tijuana Diamant hat sich enorm gesteigert – sie geht einen ganz tollen Weg!“ Das Stallteam der in 14,6/1.900m auftrumpfenden Vierbeiner-Lady hatte in der Tat allen Grund, stolz zu sein. Zumal Tijuana Diamant wahrlich meisterlich vorgetragen wurde: Michael Nimczyk konnte unterwegs das Tempo aus der Partie nehmen und weder die als zweites Pferd innen geschonte und mit dem Ehrenplatz belohnte NYSE (Roland Hülskath) noch die  ausgangs des letzten Bogens gebrachte 17:10-Favoritin Miss Godiva (Christian Lindhardt) konnten den Spieß umbiegen, obwohl sie sich noch dicht an die Siegerin herankämpften. Mit ein wenig mehr Glück hätte Miss Godiva sogar gewinnen können – die Lasbekerin hatte als viertes Pferd außen in der vermeintlich idealen Lage das Pech, dass die vor ihr liegende Hanna Greenwood (Dion Tesselaar) nicht gut durchzog und keine geeignete Lokomotive war. Der Schlussangriff von Miss Godiva kam daher zu spät.
 
Michael Nimczyk, dem derzeit nahezu alles gelingt, war durch diesen tollen Erfolg so richtig motiviert und legte prompt im zweiten Buddenbrock-Stutenlauf nach. Erneut für die Mommert-Farben – und zwar mit der von Thomas Holtermann trainierten Charlotte Newport, die in 13,7/1.900m fast eine volle Sekunde schneller unterwegs war als ihre Stallgefährtin und zugleich einen neuen Saisonrekord für dreijährige Stuten auf deutschen Bahnen aufstellte. Die kleine Schwester der Stutenderby-Siegerin Gilda Newport übernahm mit flinkem Antritt sofort die Führung, ließ dann eine Gegnerin ziehen und steckte die Nüstern im Einlauf erneut in Front. Zuhause war Charlotte Newport damit allerdings noch lange nicht, denn auf den letzten Metern wurde die außen im Speed heranfliegende Himoko Greenwood (Hugo Langeweg Junior) noch brandgefährlich. Auch die 19:10-Favoritin Motion Pure (Heinz Wewering), die unterwegs stets an dritter Position gelegen hatte, rückte noch mächtig auf, sodass die bei 60:10 notierte Siegerin letztendlich nur um einen Hals bzw. eine Länge von den zweit- und drittplatzierten Konkurrentinnen getrennt war. Das Fazit: In den am 29. Juli stattfindenden Vorläufen des Eduard Winter Deutschen Stuten-Derbys wird es mächtig spannend zugehen. Alle erwähnten Traber-Ladies besitzen eine Chance, ganz weit vorne zu landen.
 
Die Stuten hatten also bereits für mächtig Furore gesorgt – doch was dann in dem als zehntes Rennen ausgetragenen Buddenbrock-Lauf der Hengste und Wallache folgte, war einfach nur sensationell. Denn es konnte sich keiner der großen Favoriten durchsetzen, sondern ein in den Niederlanden vorbereiteter Dreijähriger, an den das Publikum nicht geglaubt hatte – der von Dion Tesselaar gesteuerte Tsunami Diamant war bei stolzen 215:10 notiert. Nur Paul Hagoort, der Trainer des Hengstes, der außerdem noch Tiger Hill Diamant (Robin Bakker) in das Rennen geschickt hatte, war von Anfang an von den herausragenden Qualitäten des kleinen Bruders des Derby-Dritten Raffaelo Diamant überzeugt. Und er sollte Recht behalten: Der für die Farben von Max Schwarz und Johann Holzapfel laufende Tsunami Diamant erwischte trotz der ungünstigen Position neun einen blendenden Start und lag ausgangs des ersten Bogens bereits an dritter Stelle. 
 
Als die hinter ihm liegenden Gegner weiter aufrückten, entschied sich Dion Tesselaar für eine konsequente Offensive und rückte an die Seite seines Trainingsgefährten Tiger Hill Diamant, der vom Fleck weg die Führung übernommen hatte. Nur Mac Smily (Christian Lindhardt) schien diese Konstellation Ende der Gegenseite kurzzeitig aufbrechen zu können – als Tsunami Diamant aber die Attacke entschlossen mitging, wurde der 21:10-Favorit wieder zurückgenommen. Im Einlauf steckte Tsunami Diamant tatsächlich seine Nüstern an Tiger Hill Diamant vorbei in Front. Doch nun schlug auch die große Stunde von Portland (Roland Hülskath), der nach einem Verlauf als zweites Pferd innen brandgefährlich wurde. Der Jauß-Hengst stürmte bis auf eine Kopflänge an den 13,6/1.900m erzielenden Tsunami Diamant heran und wäre wenige Meter weiter wohl der Sieger gewesen. Tiger Hill Diamant hielt das dritte Geld eisern fest. Vierter wurde Mac Smily, für den Ähnliches wie die anderen Lasbeker Pferde galt: Er war unter Wert geschlagen und ist für den Tag X keineswegs abzuschreiben, während der fünftplatzierte Mc Arthur (Michael Nimczyk) trotz idealen Verlaufs mit Führpferd in der Außenspur auf den entscheidenden Metern nicht mehr zulegen konnte.      
                         
Und hier die übrigen Sieger des Renntages: Flavio As stürmte mit Jørgen Sjunnesson sofort an die Spitze und ließ den Gegnern nicht den Hauch einer Chance. Der schwedische Gast, der einmal mehr sein feines Gespür für die Pferde bewies und die Heimreise nur selten ohne einen Volltreffer antritt, punktete auch mit der außen herum bärenstarken Sarina. Mit Abano H übernahm Thorsten Tietz trotz Zulage eine Runde vor dem Ziel die Führung und der 14:10-Favorit enttäuschte nicht. Gotta Jiboo (Jaap van Rijn) gewann dagegen erst mit dem allerletzten Schritt. Misty Morning (Christian Lindhardt) setzte sich beim Laufbahn-Debüt bereits in der Startphase durch und legte die Maidenschaft auf Anhieb ab. Der in Daglfing zuletzt kaum einmal glatt um den Kurs gekommene Labano Power As (Dennis Spangenberg) übernahm 700 Meter vor dem Ziel das Kommando und trumpfte mit zwei Längen Vorsprung auf. Die Amateurfahrer waren zweimal gefordert: Wilcat Hanseatic (Hans-Jürgen von Holdt) zog auf der Gegenseite mit einem wuchtigen Vorstoß nach vorne und gewann ungefährdet. Die dänische Stute Unforgettable (Sarah Kube)sorgte sogar noch frühzeitiger für klare Fronten und triumphierte Start bis Ziel.   
Gesamtumsatz: 179.875,83 Euro – Bahnumsatz: 65.639,70 Euro - Außenumsatz: 114.236,13 Euro.
 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 16. Juli statt. Im Mittelpunkt stehen der dritte Lauf des Super Trot Cups, der Breeders Course der Zweijährigen und der Sommer-Pokal des VDT. Beginn ist um 13.30 Uhr. Starterangabe für diesen Renntag ist am Montag, dem 10. Juli. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@berlintrab.de.