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Drei Doppelte und zwei Solisten

Drei Doppelte und zwei Solisten
Nachschau Berlin-Mariendorf, 02.02.2017


Lange stand der Renntag wegen der widersprüchlichen Wettervorhersagen der meteorologischen Art auf der Kippe. Doch letztlich blieb das prognostizierte Tauwetter aus, so dass bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und damit fest gefrorener, gleichwohl gut präparierter Piste Zwei- wie Vierbeinern eine Schlammschlacht wie am 22. Januar erspart blieb, und auch der angekündigte Eisregen bekam kurz vor Berlin die Kurve und beseitigte letzte Zweifel an der Durchführbarkeit der Veranstaltung. Mensch und Tier dankten dies mit einem wahren Run der Favoriten, die sich die kühle Klinke für den Winner Circle förmlich wie einen Staffelstab zureichten.
 
Wer auf echte Außenseiter gesetzt hatte, wurde bis zum letzten Meter des letzten Rennens auf die Folter gespannt, bei dem es 1895 Meter lang nach dem fünften Treffer des Tietz-Quartiers aussah. Dennis Spangenberg sorgte mit Good Vibrations erst für bummelige Stimmung, weil er in dem Mini-Feld lange eine äußerst moderate Pace vorgeben durfte, und dann für lange Gesichter, als er doch noch von der Ehrenrunde geboxt wurde: First Boy, der „endlich mal über längere Zeit ohne schmerzende Hufe unterwegs ist und mir schon im Training ausnehmend gut gefallen hat“, wie Manfred Zwiener rekapitulierte, war um ein paar Härchen tatsächlich der Erste am Pfosten und erfüllte die immer wieder angesungenen Erwartungen. „Bleibt er gesundheitlich stabil, können wir von ihm noch einiges erwarten“, war der Tenor des 60jährigen nach seinem 191:10-Coup, der der Binsenweisheit der „kleinen Felder und großen (Wett-)Gelder“ neue Nahrung verschaffte.
 
Grämen musste sich die Tiertz-Combo darob nicht, denn mit vier Volltreffer waren sie die großen Abräumer des PMU-Renntages, wobei sich der Chef sehr zurückhielt ganz nach seinem Motto: „Ich bin lieber Vorbereiter - vollstrecken können gern die Anderen.“ Die Anderen - das war zunächst seine Lebensgefährtin Sarah Kube, die mit dem etwas verändert zusammengestellten Tornado Jet im ersten Amateurfahren wie ein Tornado vorneweg die Konkurrenz gründlich zauste und damit die letzten beiden roten Karten korrigierte. Aus der Deckung hinter Favorit Quinze Juin, der durch einen frühen Fehler rund 50 Meter verloren hatte und dennoch munter durch die Todesspur stiefelte, schlug die Lady in Red mit MaxundAlex zum zweiten Mal zu und strafte sich damit selbst Lügen, denn im Vorfeld schien ihr „Quincy“ nicht zu packen.
 
Zweiter Doppelsieger war Dennis Spangenberg, der sich mit beiden Top-Favoriten lange Zeit ließ und seine Fans schmerzvoll auf die Folter spannte. Als er Rossini Diamant 600 Meter vorm Ziel aus dem zweiten Paar außen von der Leine ließ, war der nunmehr vierfache Seriensieger sofort überlegene Ware und hatte ab der letzten Ecke zum Geldwechsel-Kurs von 10:10 alle überaus souverän in der Tasche. Mehr mussten die Sieg-Wetter für 20 Prozent Rendite bei Tragopan Jet schwitzen, der sogar schon zum fünften Mal en suite die Nase vorn hatte. War der Italiener lange am Ende zu sehen, so marschierte er die letzten 700 Meter durch die dritte Spur. „Sicher, dass ich auch dieses Ding nach Hause schaukeln würde, war ich mir erst Mitte der Zielgeraden.“ Da war er mit dem mutig voraus stiefelnden Insoglio auf Augenhöhe und gab ihm doch noch sehr sicher um eine halbe Länge das Nachsehen.
 
Gelohnt hat sich die weite Anreise für Josef Franzl, der in sehr ähnlicher Manier von letzter Position 700 Meter vorm Ziel mit Eras Beuckenswijk Vollgas gab und den unterwegs zweimal auf Herz und Nieren geprüften Bonjour Ganyboy AM, der trotz dieser Doppelmassage prächtig durchhielt, gar überlegen in die Schranken wies. Und weil sich auf einem Bein bekanntlich schlecht stehen lässt, holte auch Franzl noch eine zweite Siegerschleife - und das für Berliner Farben. Im knappsten Finish des Abends zwang er die sich alle Fisimatenten verkneifende Königin Luise, die hier vor zwei Jahren ihre ersten Lektionen gelernt und sich im Vorjahr nach Bavaria orientiert hat, ganz knapp vor dem schon mit dem Sieg liebäugelnden Lucky Silver und dem endlich wieder einen Ansatz bietenden Paparazzi Diamant auf den Thron.
 
So, wie der Renntag, unter den der BTV was den deutschen wie französischen Umsatz betraf einen dicken Strich machen konnte, geendet, hatte er begonnen: mit dem Volltreffer eines Solisten. Fast ein Jahr hat es gebraucht, bis Heinz Wewering Bianca Boshoeve in alte Höhen zurückgeführt hat, bei denen sie aus den Wetten nicht wegzudenken war. Start-Ziel war die schwarzbraune Wuchtbrumme unantastbar und verabschiedete sich auf den finalen 200 Metern beim 101. Auftritt ihrer Karriere zum zehnten Erfolg. Ein paar mehr stehen für den viermaligen Europa- und zwiefachen Weltmeister der Professionals zu Buche: Haben die Statistiker richtig gezählt, war es Nummer 16.822 für den großen Münsterländer, der fünf Tage zuvor seinen 67. Geburtstag gefeiert hatte. Herzlichen Glückwunsch.
 
Umsatz bei 8 Rennen: 98.558,81 Euro (incl. 75.496,41 Euro Außenumsatz)
PMU-Umsatz (Rennen 1 bis 8): 1.866.534 Euro
Rennpreise PMU-Rennen: 37.500 Euro
 
Nächster Renntag des BTV: Sonntag, 12. Februar 2017