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Kreuzritter auf Raubzug in Hamburg

Kreuzritter auf Raubzug in Hamburg
Nachschau Hamburg, 09.10.2016

Cruzado dela Noche gewinnt den Großen Preis von Deutschland – Cash Hanover verpasst die Sensation – Tripolini VP im Hamburg-Cup – Feline Boko im „kleinen“ Großen Preis  – Happy Steel im Vorlauf zur Breeders Course 

Internationales Flair wehte über die Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld, leider aber auch nicht nur der eine oder andere Regentropfen an diesem Oktobersonntag. Zudem schrieb man anlässlich der 16-er-Edition des Großen Preises von Deutschland Trabergeschichte, denn die Veranstaltung, die über den schwedischen Totalisator abgewickelt wurde, konnte in großen Teilen live im schwedischen Fernsehen verfolgt werden, da es dort sonntags zwei Stunden Sendezeit für die V64-Wette gibt. Präsentieren konnte man dort wie natürlich auch live vor Ort Trabrennsport der Spitzenklasse und der Spitzenspannung.


Das Beste zum Schluss

So mancher dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben nach Lektüre des Programms – der Große Preis an letzter Stelle des Programms? Im Nachhinein erwies sich diese ungewöhnliche Terminierung als Schlusspunkt eines perfekten Spannungsbogen an einem Renntag, an dem eines niemals im geringsten aufkam: Langeweile. Nach – auch zeitlich – behäbigem Beginn wurde in jeder Hinsicht an Tempo zugelegt – mit einem tollen Finish im Großen Preis von Deutschland als begeisterndem Finale. 


Fette Beute für den Kreuzritter

Cruzado dela Noche stand zwar im Rennprogramm an erster Stelle getippt, doch der „Kreuzritter der Nacht“ hatte einen schlechten Startplatz in der zweiten Reihe gelost, was nicht nur in seinem Umfeld für schlechte Laune im Vorfeld gesorgt hatte, sondern auch bei all denen, die sein Schicksal über die Kurzstrecke von 1.680 Metern teilten. Kurioserweise stammten am Ende eines hochdramatischen Rennens dann die ersten drei alle, ausnahmslos alle aus der zweiten Reihe hinter dem Auto.
Zunächst waren natürlich die Pferde am Drücker, die sich direkt hinter den Flügeln des Wagens einsammeln durften. Wie erwartet stürmte Sugarmakesmecrazy mit Erik Adielsson in Front, bekam dort Druck von 29:10-Favroit Sahara One mit Conrad Lugauer. Doch dem in Schweden so erfolgreichen Deutschen gelang an diesem Tag nicht viel, weshalb es passte, dass Sahara One die hohe Fahrt im ersten Bogen mit einer schweren Galoppade quittierte. 

Schon nach 400 Metern hatte sich die zweite Reihe auf den Weg nach vorn begeben, denn Zeit zum Taktieren blieb in dem Mammutfeld über den kurzen Weg nicht. Tuonoblu Rex war ebenso dabei wie der Deutsche Cash Hanover, der mit ein paar Wechselschritten vor der Tribüne für Entsetzen bei seinem Anhang sorgte, schnell aber wieder von Michael Nimczyk in Trab gebracht wurde. Doch in der Analyse im Nachhinein ging das Rennen genau zu diesem Zeitpunkt verloren, denn im Ziel waren es nur Zentimeter, die 305:10-Außenseiter Cash Hanover von der großen Sensation trennten. Ohne diese Schritte, die zwar nur wenig Boden gekostet hatten, aber dazu führten, dass er erst im Bogen aus der dritten in die zweite Spur wechseln konnte, wäre alles möglich gewesen.

Auf der Gegenseite gab es dann die Attacken von 43:10-Co-Favorit Cruzado dela Noche und in seinem Fahrwasser Gijon, die vom Ende jede Zuückhaltung in dritter Spur aufgaben. Im Einlauf entwickelte sich dann ein Drei-Pferde-Match, als Pilot Sugarmakesmecrazy geschlagen war. Kurz hatte der Deutsche den Kopf in Front, doch mit großem Kampfgeist fuhr ihm Cruzado dela Noche in der Hand von Per Linderoth in die Parade und entriss ihm den Sieg und 100.000 EUR Siegprämie. Nur unweit zurück holte Gijon mit Johan Untersteiner das dritte Geld vor Sugarmakesmecrazy und Alex Tröjborg.


Kuriose Siegerehrung

In 1:11,5 war Cruzado dela Noche einen Tick schneller unterwegs gewesen als im Vorjahr Exodus Hanover und bescherte dem schwedischen Stall Courant den zweiten Sieg in diesem Klassiker nach Tamla Celeber. Große Begeisterung herrschte deshalb bei Besitzer Anders Ström, dem Begründer der schwedischen Wettplattform Unibet, nach dem Triumph. Der Schwede machte im Siegerinterview kein Hehl daraus, über den Startplatz „not amused“ gewesen zu sein und erklärte die verblüffende Absenz des Siegfahrers. Per Linderoth war direkt nach dem Rennen gemeinsam mit Erik Adielsson ins bereits wartende  Auto gestiegen, um zum Flughafen zu rasen. Der letzte Flug nach Stockholm stand an, zumal die Alternative über Kopenhagen gestrichen worden war.

So erlebte Per Linderoth die Ehrung für seinen großen Erfolg nicht, doch der 36—Jährige dürfte auf seiner Heimatbahn Bergsaker noch „nachfeiern“. Im übrigen war die ganze Hektik umsonst gewesen, denn auch der angepeilte Flieger hatte eine halbstündige Verspätung.


Toller Rahmen

War der Große Preis das Sahnehäubchen gewesen, so konnte sich auch der Rahmen mehr als sehen lassen. Den „kleinen Großen Preis“ um 20.000 EUR sicherte sich Robin Bakker mit Feline Boko in 1:13,7 gegen Akerman, der zu spät auf freie Bahn kam, und Cerveza.

Dies war bereits Bestandteil der im schwedischen Fernsehen übertragenen V64-Wette, die insgesamt einen Umsatz von über 1 Million EUR generierte und mit einem Schocker begonnen hatte. Wim Paal setzte sich zur unglaublichen Quote von 750:10 mit New Star Power durch, als Europameister Mika Forss mit Knox Hanover zuviel hatte tun müssen, um das Kommando zu ergattern.

Danach aber ging es sehr formgemäß weiter. Nach etlichen Ehrenplätzen war dann unter dem Sattel wieder einmal Garry fällig. Der blitzschnell abgekommene Spezialist verteidigte mit Championesse Ronja Walter die Tete gegen den verbissen attackierenden Pathos OM unter Sarah Kube. Favoritenerfolge gab es auch im weiteren Verlauf der V64, denn Michael Nimczyk nahm sich die Konkurrenz mit 16:10-Favorit Lighten Up Today zur Brust.


Fabelzeit

Die schnellste Zeit des Tages wurde dann von Tripolini VP auf eine zumindest doch mittlerweile „angefeuchtete“ Hamburger Piste getrommelt. Jeppe Juel steuerte den für lohnende 70:10 antretenden Wallach zum Sieg in 1:10,8 über Montecore Mo und Jaguar Broline im mit 30.000 EUR dotierten Hamburg-Cup. Der hochgehandelte Je T’Aime Express hatte mit Peter Untersteiner, der nur für diese Fahrt nach Hamburg gekommen war, zu wenig zu bieten und landete noch hinter Bahnrekordler Banks, der sich mit der wohl schnellsten „ersten Halben“ in der Geschichte des Hamburger Trabrennsports einfach zuviel zugemutet hatte, als er von der „8“ ins Kommando stürmte.

Auch die übrigen Rennen des Tages durften als Werbung pur für den Trabrennsport durchgehen. Dion Tesselaar gewann mit einer bärenstarken Happy Steel einen Vorlauf zum Breeders Course der Zweijährigen zum Auftakt, ehe der Däne Ken Ecce mit seiner Global Rhapsody „Musik“ machte. Beeindruckend sicher auch der Sieg von Titane du Donjon über die Marathondistanz von 3.280 Metern. Roland Hülskath hatte einen Fehler vor der Schlussrunde nicht vermeiden können, doch das konnte am Ende den Sieg des Franzosen auch nicht verhindern. 

cb