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Adbell-Toddington-Rennen: Michael Nimczyk und Dreambreaker im Geschwindigkeitsrausch

Adbell-Toddington-Rennen: Michael Nimczyk und Dreambreaker im Geschwindigkeitsrausch
Nachschau Berlin-Mariendorf, 22.05.2016


Beide pulverisieren in 1:12,1 min. den sechzehn Jahre alten Rennrekord und erzielen zudem eine nationale Bestmarke. Der in der Hand von Hugo Langeweg nur hauchdünn geschlagene und zeitgleiche Blackhawk macht den Doppeltriumph für Trainer Arnold Mollema perfekt. Der Stutenlauf geht an Dion Tesselaar und die weiterhin ungeschlagene Gilda Newport. Wahnsinns-Quote bei der Premiere: Die Lunch Daily zahlt 18.895:10!
 
Berlin, 22. Mai 2016
 
Nur sechs Starter, von denen obendrein zwei rasch disqualifiziert waren – eine Konstellation, von der man normalerweise keine sportlichen Glanzlichter erwartet. Doch am Sonntag war alles anders – für den mit 20.000 Euro Preisgeld dotierten Adbell-Lauf der Hengste und Wallache galt diese Regel nicht und er entwickelte sich zu einem geradezu denkwürdigen Ereignis. Denn  zwei Pferde schrieben ein Stück Geschichte: Der von Michael Nimczyk gesteuerte Dreambreaker und der von Hugo Langeweg jun. präsentierte Blackhawk stürmten zeitgleich in 12,1/1.900m über die Linie und pulverisierten auf fantastische Art und Weise den sechzehn Jahre alten Rennrekord von 1:13,8 min., den Freiherr As in der Saison 2000 aufgestellt hatte und der 2003 vom späteren Derby-Sieger Nelson November egalisiert wurde. Dreambreaker und Blackhawk durchbrachen zugleich eine weitere Schallmauer, denn ihre überragende Kilometerzeit ist ein neuer nationaler Mitteldistanz-Rekord für Dreijährige!
 
Die beiden vom niederländischen Spitzentrainer Arnold Mollema vorbereiteten Pferde lieferten sich bei fast schon hochsommerlichem Wetter und Temperaturen knapp unterhalb der 30-Grad-Marke eine phänomenale Schlacht, die Dreambreaker am Ende nur hauchdünn mit einem Kopfvorteil gewann. Der Hengst hatte im Rennen sofort die Spitze übernommen, doch trotz seiner vorgelegten rasanten Pace entschloss sich Hugo Langeweg vor den Tribünen zu einem Zwischenangriff, der Blackhawk die Führung bescherte. Dreambreaker klebte fortan an dem Piloten dran und die Spannung entwickelte sich geradezu dramatisch, als Michael Nimczyk seinen Schützling beim Einbiegen in den Einlauf herausnahm und zur finalen Attacke ansetzte.
 
Denn was danach geschah, entsprach Trabrennsport der allerersten Güte. Beide Pferde und ihre Fahrer lieferten sich ein großartiges Duell um den Sieg, das Dreambreaker erst auf den allerletzten Metern für sich entschied. Zu dem drittplatzierten Hofnarr (Thomas Kornau), der zwar nie eine echte Chance hatte, sich aber dennoch bravourös verkaufte,  klaffte bereits eine größere Lücke von fünf Längen. Das vierte noch im Rennen verbliebene Pferd – nämlich Oscar Nasad (Thomas Panschow) – folgte trotz Rekordverbesserung auf 1:14,4 min. sehr deutlich abgeschlagen. 
 
Eines war sofort klar: Mit dieser gewaltigen Leistungsexplosion hatten Arnold Mollemas Schützlinge, die nur zwei Zehntelsekunden unter dem 2007 von Gustav Diamant aufgestellten Mariendorfer 11,9-Bahnrekord blieben, die Latte für ihre Jahrgangskonkurrenten verdammt hoch aufgelegt und ihren Stellenwert im Kreis der potentiellen Derby-Sieganwärter kräftig untermauert. Umso mehr richtete sich die Aufmerksamkeit des Publikums nun im Anschluss auf den ebenfalls mit 20.000 Euro Preisgeld dotierten Adbell-Stutenlauf, der anderthalb Stunden nach Dreambreakers Triumph ausgetragen wurde. Und vor allen Dingen auf eine ganz bestimmte Vierbeiner-Lady: Nämlich Gilda Newport, die mit ihrem Trainer Dion Tesselaar trotz der ungünstigen Startnummer zehn als 12:10-Topfavoritin ins Rennen ging.
 
Um es kurz zu machen: Gilda Newport zog sich nicht nur blendend aus der Affäre, sondern das, was sie ablieferte, glich ebenfalls einer Demonstration. Der Niederländer nahm die Dreijährige vor den Tribünen in die zweite Spur und fand dann auf der Gegenseite in Akindof Magic BE (Josef Franzl) ein Führpferd. Und selbst als es kurz vor dem Schlussbogen richtig brenzlig wurde, weil Akindof Magic nicht mehr entscheidend weiterkam und sich Gilda Newports Rückstand auf die Spitze dadurch schlagartig vergrößerte, meisterte die bisher ungeschlagene Stute die Situation. Denn als sie Dion Tesselaar mit Einbiegen auf die Zielgerade zum Angriff beorderte, wuchsen Gilda Newport in 14,4/1.900m Flügel und sie münzte den Zwanzig-Meter-Rückstand, den sie zu Beginn der Zielgeraden noch auf die Spitze gehabt hatte, mit nur wenigen Schritten in einen grandiosen Fünf-Längen-Sieg um.
 
Gilda Newports Besitzerin Marion Jauß ist also für die kommenden Wochen gut gerüstet. Welchen Weg ihre Vierbeiner-Hoffnung nimmt und ob das Stallteam mit der Stute tatsächlich die Auseinandersetzung mit den Hengsten und Wallachen im 121. Deutschen Traber-Derby sucht, ist laut Dion Tesselaars zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch völlig offen: „Das wird Marion in aller Ruhe entscheiden und mit mir besprechen.“ Sicher ist: Zumindest im Vergleich mit ihren Geschlechtsgenossinnen ist die Donato-Hanover-Tochter unverändert das Maß aller Dinge. Dahinter wurde es eng: Die strikt an der Innenkante gehaltene 415:10-Außenseiterin Jane Bo machte im Einlauf feine Reserven frei und holte sich das zweite Geld vor der ebenfalls toll durchziehenden Levana RA (Roland Hülskath), die eingangs der Tribünenseite sogar kurzzeitig die Führung übernommen hatte.       
 
Nicht nur in den Adbell-Läufen, sondern auch im Rahmenprogramm gab es weitere starke Dreijährige zu bestaunen: Lemaitre siegte Start bis Ziel und steigerte sich beim zweiten Karriereeinsatz auf fulminante 15,0/1.900m. Sein Trainer und Fahrer Maik Esper: „Ich habe noch nicht einmal die Watte gezogen und hatte noch anderthalb Sekunden in der Hand!“ Ähnlich imposant gestaltete sich der Auftritt von Zauni und Thorsten Tietz. Berlins Champion führte den Hengst in der Außenspur kontinuierlich, aber ohne Hast an die Spitze heran und ließ ihn dann Ende der Gegenseite die Führung übernehmen. Der Hengst gewann in 15,1/1.900m hochüberlegen mit dreieinhalb Längen Vorsprung.
 
Tietz führte noch zwei weitere Pferde auf die Ehrenrunde. Mighty Hanover blieb in 14,2/1.900m auch beim zweiten Saisonstart ungeschlagen. Er siegte zwar nur mit einer Halslänge gegen den enorm spurtstarken Floh G (Dennis Spangenberg), macht aber genau dort weiter, wo er als Mariendorfer Traber des Jahres 2015 aufgehört hat. Recht ähnlich scheint die Moral auch bei Tietz‘ drittem Tagessieger Flash di Quattro ausgeprägtzu sein. Denn der Hengst verbesserte sich trotz zweiter Reihe zügig nach vorne ging und blieb bei seinem vierten Treffer hintereinander in 15,0/1.900m mit zwei Längen Vorsprung souverän vor den Konkurrenten.
 
Auch der Adbell-Triumphator Michael Nimczyk reiste nicht ohne einen weiteren Erfolg nachhause. Er punktete mit Montecore Mo, dessen Odds 22:10 betrugen. Der Siebenjährige bewies einmal mehr, dass er ein absoluter Siegertyp ist, und warf auf der Meilenstrecke seine ganze Klasse in die Waagschale. Am Ende blieb die Uhr bei phantastischen 1:12,3 min. stehen. Ulrich Mommerts Stallcrack, der eine Runde vor dem Ziel die Führung übernommen hatte, blieb damit nur eine Zehntelsekunde unter seiner bisherigen Bestmarke. Aber hätten ihn die Gegner gefordert, wäre zweifellos noch viel mehr drin gewesen – der Wallach gewann völlig unangefasst.   
 
Eine geradezu sensationelle Quote gab es in der neu eingeführten Lunch Daily: 18.895:10! Das war in erster Linie dem großartig agierenden schwedischen Gast Jörgen Sjunnesson zu verdanken, der die 626:10-Außenseiterin Sarina trotz der ungünstigen Startnummer 14 rasch an die Spitze geführt hatte und dort schaltete und waltete, wie er wollte. Aber es war nicht die einzige dicke Überraschung an diesem Nachmittag. DerzweitePaukenschlag erfolgte gut zwei Stunden später durch den von Heiner Christiansen ebenfalls offensiv in die Schlacht geworfenen und zur Quote von 351:10 gehandelten Strauss. Eine tolle Leistungssteigerung und genau das richtige Präsent für den Besitzer des Wallachs, Jan-Dirk Walter, der am Sonntag seinen Geburtstag feierte. 
    
Die weiteren Sieger: Successful und Josef Franzl fuhren zwar nur als Zweite über die Ziellinie, doch der vor ihnen liegende Topfavorit Aggetto hatte schon zu Beginn des Einlaufs das Geläuf verloren und war wegen unsauberer Gangart disqualifiziert worden. One and Only stürmte in der Hand von André Pögel Start bis Ziel zum fünften Saisonerfolg und führt mit dieser Bilanz die Mariendorfer Jahreswertung der siegreichsten Pferde an. Das zweite Amateurfahren der Veranstaltung ging an Katharina Kramer und Volydor, die sich von der Position acht aus ebenfalls für eine offensive Taktik entschieden und auch den sehenswerten Schlussangriff von Barbaresco (Marlene Matzky) abwehrten.
 
Gesamtumsatz: 161.496,10 Euro – Bahnumsatz: 58.551,90 Euro - Außenumsatz: 102.944,20 Euro.
 
Unser Terminhinweis: Der nächste Mariendorfer Renntag findet am Sonntag, dem 29. Mai statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt steht das Heinz-Mohr-Memorial 2016.