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Zwei kamen durch

Zwei kamen durch
Nachschau Berlin-Mariendorf, 23.08.2015


„Mir ist so komisch zumute, ich ahne und vermute, es liegt was in der Luft…“  - an Mona Baptistes Hit aus dem Jahre 1954 schien an diesem Sonntag zumindest für die Favoriten etwas dran zu sein, die bei erstklassigen sommerlichen Bedingungen fast kollektiv versagten. Letztlich kam von den elf Gemeinten lediglich ein Duo ungeschoren durch beim Aufstand der „Underdogs“, und selbst das hatten ganz schön zu knabbern, bis der erwartete Erfolg unter Dach und Fach war.
 
Bis zum sechsten Rennen mussten die Wetter warten, dann endlich stieß Dimitri W Eden den Bock um und hatte dabei sogar noch das Glück des Tüchtigen, dass der in einem mitreißenden Finale unermüdlich angreifende Indio Corner weit nach außen driftete und dabei die entscheidenden Zentimeter verlor. Tief durchatmen hieß es bei Thorsten Tietz, für den es der einzige Sieg an diesem turbulenten Nachmittag bleiben sollte, während sich sein „erster Mann“ Dennis Spangenberg als einer von drei Doppelsieger zuvor und danach schadlos hielt. Mit Spicy A. ließ sich der immer stärker auftrumpfende 33jährige von seinem Chef bzw. Michigan Venus ziehen und schlug aus deren Rücken zu. Blieb der 1:13,4-Sieg des manchmal etwas eigenwilligen, heute jedoch lammfrommen Wallachs, der sicherer gewann, als es der bloße Abstand eines „Halses“ aussagen könnte, bei 64:10 halbwegs im Rahmen der Erwartungen, so gehörte Spangenbergs zweiter Coup mit Went Rower in die Schublade der Überraschungen. Den Meilenstart aus dem Bogen bekam der Vierjährige exzellent hin, stahl Favorit Onemanshow Diamant, der am Ende auch Jigsaw noch passieren lassen musste, völlig die Schau und sauste überlegen um fünf Längen voraus durchs Ziel. Für üppige 165:10 verbesserte der Arkenauer seinen Rekord um exorbitante 3,9 Sekunden oder eine kleine „Traberwelt“.
 
Außer auf Dimitri W Eden war ansonsten nur noch auf Nikkei uneingeschränkt Verlass, dessen Aktien am Totalisator bei schmalen 14:10 standen. In einem der zahlreichen Trials zum in 14 Tagen anstehenden Bayern-Pokal drehte der Jauß-Traber das Match der beiden im Derby so unglücklich an Galoppaden Gescheiterten auf der Zielgeraden ziemlich sicher zu seinen Gunsten, obwohl er die erste Schlacht - jene um die Pole Position - gegen den enorm antrittsstarken Halva von Haithabu verloren hatte. Das bescherte Nikkei den anspruchsvolleren Rennverlauf, bei dem er als teilweiser Anführer der Außenspur einige Meter mehr zu bewältigen hatte als sein einzig ernsthafter Widerpart. „Im letzten Bogen konnte er noch mal hinter Halva von Haithabu tief Luft holen. Das gab wohl für den Sieg den Ausschlag, denn zum Schluss ist er ein eisenharter Kämpfer, der sich stets voll ins Zeug legt“, kommentierte Heinz Wewering Ursache und Wirkung des vierten Sieges für den aus nobler Familie stammenden Hengst, „für den es noch gar nicht sicher ist, dass er am 6. September in München antritt. Man muss abwarten, wie er dieses Rennen verkraftet.“ Ziemlich sicher dabei sein in der bayerischen Kapitale um dann 25.000 Euro wird der Bayer Tokay, den eine rasch ausgebügelte Galoppade 700 Meter vorm Ziel nur kurz um den avisierten dritten Platz zittern ließ. „Nikkei vor Halva von Haithabu und Tokay“ - zumindest im Hauptrennen setzte es für die Wettgemeinde einen Großen Einlauf, den sie streng nach den Toto-Quoten „blank“ hinschreiben konnte.
 
Gehen die Favoriten in schöner Eintracht baden, resultiert daraus meist ein Aufstand der Kleinen. Den Reigen der Außenseiter eröffnete mit Rigoletto und Dieter Kerbaum ein Gespann, das durchaus zum inneren Zirkel zu rechnen war und vom Fehlstart profitierte. War der unerfahrene Ripasso SL beim abgebrochenen Versuch noch blendend in die Hufe gekommen, so nahm er die Startverzögerung ausgesprochen übel, wurde immer giftiger und sprang prompt beim gültigen Ab. Noch mehr als Rigoletto mit 114:10 bescherte Agostini seinen wenigen Anhängern als lachender Dritter, der die sich schwer beharkenden Gemeinten Lady of Wood und Vargas F für 37,8fachen Einsatz sicher düpierte und erstmals in seiner Laufbahn einen Winner Circle von innen sah. Damit war Andreas Gläser richtig auf den Geschmack gekommen, nutzte mit Thunder Girl die Galopp-Ausfälle von My Little Letty und Fernandos As wie den „Plattfuß“ Elbert Schermers und donnerte mit der Braunen sogar schon zum dritten Mal der Konkurrenz auf und davon, wobei sie ihre Bestmarke um 2,1 Sekunden auf 1:16,0 drückte. „Das war sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange“, drohte Gläser der zukünftigen Konkurrenz weiteres Ungemach an.
 
Nachdem Goldhelm Michael Nimczyk im mit 14 Pferden, darunter einer Fülle von Sieganwärtern, wohl am schwierigsten zu bewettenden 5. Rennen mit Rovere Holz in der Tagesbestzeit von 1:13,0 seinen einzigen, über Favorit Don di Quattro recht sicher ausfallenden Sieg für bei ihm nicht alltäglichen 136:10 feierte, wofür sich der kleine Fuchs ganz lang machte, zwang Onmyknees Diamant die Gegner resolut in die Knie. Vorneweg bot die Yankee-Glide-Tochter Favorit Poison Spin keine Angriffsfläche, gehörte aber bei 28:10 zum engsten Kreis der Auserwählten.
 
Die Schlusspunkte gingen auf die Kappe von Kay Werner. Erst nutzte er mit Panasonic Diamant den frühen Ausfall von Wait and see, mit dem Thorsten Tietz seinen dunkelgrauen Nachmittag im Galopp beendete. Dann tanzte Berlusconi mal nicht aus der Reihe und holte sich, weil die hoch gehandelte Vitesse Lumiere nicht Herrin ihrer Nerven wurde und nach einer Galoppade in Front nur als müde Vierte eintrudelte, seine erste Ehrenschleife und wird seinen Besitzer Georg Radde, dem auch der „Diamant“ gehört, sicherlich zu einer kleinen Party animiert haben.
 
Umsatz bei 11 Rennen: 125.563,32 Euro (incl. 82.998,62 Euro Außenumsatz)