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Violet mit goldenem Glanz

Violet mit goldenem Glanz
Nachschau Berlin-Mariendorf, 01.01.2015

Mit Michael Schmid im Sulky liefert Jack de Jongs Franzosen-Hengst eine grandiose Vorstellung ab. Thorsten Tietz und Richeliell gewinnen das erste Rennen der deutschen Trabrennsaison 2015.  
 
Das war bereits ein Vorgeschmack auf die Großereignisse der Berliner Trabrennsaison 2015: Die Leistung, mit der sich der von Michael Schmid präsentierte Violet erstmalig auf der Derby-Bahn vorstellte, verlieh der Mariendorfer PMU-Veranstaltung am Neujahrstag eine echte internationale Note und goldenen sportlichen Glanz. Ein Pferd von gigantischem Körperwuchs, das auch vom Können her ein Riese zu sein scheint. Selbst zwanzig Meter Zulage konnten den von Age Posthumus für die Farben von Jack de Jong trainierten Love-You-Sohn nicht stoppen. Der Fünfjährige war durch einen frischen Ehrenplatz empfohlen, den er Anfang Dezember mit Pierre Vercruysse im Sulky auf der Bahn in Cabourg erzielt hatte. Zuvor war der Fuchshengst zwar acht Monate lang nicht am Start gewesen – doch trotz dieser Unterbrechung seiner Rennkarriere brachte das wettende Publikum Violet mit einer Quote von 11:10 das nahezu unbegrenzte Vertrauen entgegen.
 
Und dies zu Recht, wie es sich wenig später glasklar erweisen sollte. Denn der Traber, der mit Pierre Vercruysse schon vor der erwähnten längeren Ruhepause auch auf den französischen Rennpisten in Caen und Vincennes in starker Manier agiert hatte, war eindeutig zwei Klassen besser als seine Gegner. Vor den Tribünen lag der Hengst zunächst noch an sechster Position und erst auf der Gegenseite ließ ihn Michael Schmid dann richtig treten. Selbst der Weg durch die dritte Spur bis weit in den Schlussbogen hinein bereitete dem vierbeinigen Muskelpaket nicht die geringsten Probleme. Und als Violet dann an der letzten Ecke endgültig die Spitze übernommen hatte, wurden seine Schritte nicht etwa kürzer, sondern das Gegenteil trat ein. Der Vorsprung des Hengstes wuchs mit jeder Sekunde – am  Ende trennten den Fuchs ganze acht Längen von der völlig überforderten Konkurrenz. 
 
Das zweite Trotteur-Francais-Rennen der leider durch etliche Nichtstarter ausgedünnten, aber umsatzstarken Mariendorfer Veranstaltungwurdezur Beute von Maik Esper und Afilitosa. Auch die aufgrund der schwierigen Witterungslage im oberen Schichtenbereich mächtig aufgeweichte Bahn – die Innenspur musste notgedrungen sogar gesperrt werden – konnte der Stute des Berliner Rennstalls Living Dream nichts anhaben und ihrem Trainer und Fahrer war eiserne Nervenstärke zuattestieren. Denn nachdem Esper Afilitosa zunächst einen Blitzstart und die Lage als drittes Pferd an der Innenkante verschafft hatte, harrte der Profi auch Ende der Gegenseite in dieser Position in aller Seelenruhe aus, als außen Tsarine de Daix (Dennis Spangenberg) wuchtig aufmarschierte und für einen Moment schon wie die Siegerin aussah. Statt den Vorstoß mitzugehen, wartete Esper eiskalt ab und gab seiner Stute erst auf der Zielgeraden das entscheidende Zeichen. Afilitosa spielte die aufgesparten Reserven dankbar aus und zog hundert Meter vor der Linie souverän an dem Piloten Very Happy du Bois (Manfred Zwiener) vorbei, während Tsarine de Daix nur Rang drei blieb. 
  
Der Auftakt des Berliner Rennjahres wurde durch einen Fahrer geprägt, der genau dort weiterzumachen scheint, wo er 2014 aufgehört hat: Thorsten Tietz. Der Bronzehelm erwischte einen Start nach Maß und gewann gleich die ersten beiden Prüfungen der Mariendorfer Neujahrsveranstaltung. Mit Wolfgang Mays Stallcrack Richeliell begnügte sich Tietz erst einmal mit der Lage als drittes Pferd und attackierte den bis zum Schluss konsequent durchziehenden und dafür mit dem zweiten Geld belohnten Piloten Theodor Fontane (Heinz Wewering) erst auf der Zielgeraden entscheidend. Damit feierte der bei 10:10 gehandelte Richeliell bereits seinen elften Volltreffer bei nur fünfzehn Einsätzen. Eine Bilanz, auf die das gesamte Stallteam zusammen mit Wolfgang May enorm stolz sein darf. Schon ein wenig mehr kämpfen musste Tietz’ anschließende Siegerin Avelon, die den speedigen Pablo Kemp (Heinz Wewering) für die Farben der Besitzergemeinschaft von Charlotte Jung und Anne Lorf nur knapp abwehrte. „Dass es noch eng wurde, lag aber nur an ihrer noch mangelnden Routine – rein von der Kraft her hätte Avelon noch eine Runde weiterlaufen können“, war Thorsten Tietz des Lobes voll. „Ich habe eine große Meinung von der Stute. Sie wird mit jedem Tag besser und geht mit Sicherheit einen erfolgreichen Weg!“
 
Nur eine knappe halbe Stunde nach diesem Sieg setzte Dennis Spangenberg für das Team von Thorsten Tietz und Dirk Grusdas noch einen drauf, denn der seit Monaten in herausragender Verfassung agierende Profi führte Florana G auf die Ehrenrunde. „Ich wollte sie diesmal unbedingt von hinten bringen“, kommentierte der Berufsfahrer seine Taktik, die perfekt aufging. Die anfangs an sechster Stelle positionierte Stute begab sich siebenhundert Meter vor dem Ziel auf den Vormarsch und war im Einlauf klar voraus. Einen recht ähnlichen Rennverlauf fand auch Oh Happy Day in der Hand ihres Trainers Daniel Wagner vor. Die 13:10-Topfavoritin präsentierte sich nach ihrer dreimonatigen Verschnaufpause auf Anhieb im Bestform und rollte das gesamte Feld im Schlussbogen von hinten auf. Nur Hella (Dennis Spangenberg) konnte der Stute bis Mitte der Zielgeraden noch Widerstand leisten. Mit dieser taktischen Strategie lag Daniel Wagner voll im Trend – denn acht der neun Mariendorfer Rennen wurden am Neujahrstag nicht vom jeweiligen Piloten, sondern aus dem Feld heraus gewonnen.  
 
Sie soll im Frühjahr in die Zucht gehen. Eine Ankündigung, die alle Rennsportfans sicherlich ein klein wenig traurig macht – denn derzeit präsentiert sich Needyou Diamant in der Form ihres Lebens und man wird die erstklassige Stute des Stalles MS Diamanten auf den deutschen Bahnen ganz ohne Frage vermissen. Aber bis es soweit ist, wird sie mit ihrem derzeitigen Fahrer Michael Nimczyk bestimmt noch einige weitere Male auf die Siegerparade gehen. Diesmal stand der Goldhelm vor einer sehr kniffligen Aufgabe, denn er wusste, dass sein Schützling von der Startposition eins aus gegen Spicy A. (Dennis Spangenberg) wohl kaum die Spitze bekommen würde. Und genauso geschah es: Noch Mitte der Zielgeraden saß Needyou Diamant, die sich innen hinter Spicy A. eingeordnet hatte, hinter dem Tempomacher und dem außen daneben fightenden Not to Bi (Thorsten Tietz) rettungslos fest. Aber als sich hundert Meter vor dem Pfosten dann doch noch eine kleine Lücke auftat, war die Stute sofort zur Stelle und schob sich mit einer halben Länge Vorsprung an Spicy A. und Not to Bi vorbei.
 
Er ist ein Muster an Zuverlässigkeit und war bei allen seinen bisher vierzehn Starts ausnahmslos im Geld: Mit seinem Trainer Kay Werner im Sulky gelang Super Trader erneut ein großer Wurf. Der Wallach gewann das Rennen der Gewinnsummenklasse bis 10.000 Euro mit großer Autorität nach einem offensiven Vortrag. Denn als auf der Gegenseite genügend Freiraum da war, fackelte Kay Werner nicht lange und schickte den Fünfjährigen, der in den Farben seiner Lebensgefährtin Simone Suhr und des Rennstalls Georg Radde läuft, mit einem entschlossenen Vorstoß an die Spitze. Super Trader stand das Pensum souverän durch und ließ keinen gegnerischen Angriff mehr zu. Genau den richtigen taktischen Riecher hatte auch Philipp Caternberg bei seinem Sieg mit Runaway Victory. Denn der Mariendorfer Lehrlings-Champion ließ sich während des gesamten Rennens den Weg vom 20:10-Favoriten Dancer Rich (Thorsten Tietz) zeigen. Zunächst schien Runaway Victory das Duell zwar zu verlieren, denn sein Widersacher machte sich an der letzten Ecke frei. Als Dancer Rich dann aber wenige Sekunden später von den Beinen geriet, war der 249:10-Außenseiter allein auf weiter Flur.  
 
Gesamtumsatz: 125.852,68 Euro - Bahnumsatz: 31.313,90 Euro - Außenumsatz:  94.538,78 Euro.
 
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der große PMU-Renntag – findet am Mittwoch, dem 14. Januar statt. An diesem Tag gibt es ein ganz besonderes Highlight: Im Winnercircle der Derby-Bahn werden die Mariendorfer Champions der Saison 2014 feierlich geehrt. Veranstaltungsbeginn ist um 17.30 Uhr.