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Der Fritz-Brandt-Triumph geht nach Österreich

Der Fritz-Brandt-Triumph geht nach Österreich
Nachschau Berlin-Mariendorf, 18.04.2014
 
Thomas Royer gewinnt den Klassiker zum zweiten Mal und führt den von Rudi Haller trainierten Wallach Charles de Gaulle zum Erfolg. Der Adbell-Toddington-Trial wird zur Gala für Michael Nimczyk und den Jauß-Hengst SJs Sunday. Der Goldhelm gewinnt außerdem noch drei weitere Rennen. 
 
 
„Ich bin mir ganz sicher – Thomas Royer wird eines Tages der beste Amateurfahrer in Österreich werden“, hatte Rudi Haller schon vor Jahren prophezeit und damit Recht behalten. Nach einer glänzenden Saison 2013, in der er nahezu unglaubliche 52 Prozent seiner Starts gewann und sich damit das AF-Championat seiner Heimat sicherte, gelang dem in Ramsau am Dachstein beheimateten Royer nun der nächste ganz große Wurf. Der Eigentümer des weit über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannten Hotels Rösslhof gewann zum zweiten Mal in seiner Karriere das Fritz-Brandt-Rennen. 2011 war der österreichische Staatsmeister mit Cyrano erfolgreich und nun schlug er erneut mit einem Wallach zu, nämlich dem Jag-de-Bellouet-Sohn Charles de Gaulle.
 
Obwohl der groß gewachsene und überaus muskulöse Traber, der zuvor schon sechzehn Mal auf eine Ehrenrunde gegangen war und mit Rudi Haller im Sulky den renommierten Präsidenten-Preis gewonnen hatte, seinen Vorlauf in rasanten 14,9/1.900m dominiert hatte, zeigte sich Thomas Royer unmittelbar vor dem Finale noch skeptisch und sagte: „Charles de Gaulle ist kein ganz umkompliziertes Pferd und ich hatte heute mehrfach das Gefühl, dass er sich nicht mit dem Rechtskurs anfreunden mag.“ Um die Favoritenrolle kam das Gespann dennoch nicht herum. Als sich die zwölf Finalisten des bereits seit 1933 ausgetragenen und mit insgesamt 26.000 Euro dotierten Fritz-Brandt-Rennens an die Startstelle begaben, wurde der im zweiten Band positionierte Charles de Gaulle bei 28:10 gehandelt. Und der Braune enttäuschte seine Anhänger nicht. 
 
Das Kommando übernahm allerdings zunächst der zwanzig Meter besser gestellte und von Christoph Pellander gesteuerte Hengst Pokerface Diamant, der in seinem eigenen Vorlauf ebenfalls eine beeindruckende Leistung abgeliefert hatte und auf den letzten 300 Metern am Feld vorbeigeflogen war. Im Finale nun also in der Offensivrolle, legte der Mommert-Crack ein flottes Tempo an der Spitze vor, während sich Thomas Royer mit Charles de Gaule bis in die Gegenseite hinein mit der Position an vierter Stelle außen hinter dem die Angreiferspur anführenden Pershing Shadow (Michael Hamann) begnügte. Eine gute halbe Runde vor dem Ziel gab der Österreicher seinem Schützling dann das entscheidende Zeichen und Charles de Gaulle kämpfte sich an die Flanke des Piloten heran.
 
Mitte des Schlussbogens hatte der Wallach den Widerstand des Kontrahenten endgültig gebrochen und auf der Zielgeraden wurden Charles de Gaulles Schritte immer länger. Der Traber setzte sich in 15,4/2.040m leicht mit zweieinhalb Längen Vorsprung von seinen Gegnern ab. Der Ehrenrang ging an New Generation, dem Martin Ch. Geineder an der Innenkante konsequent jeden unnötigen Meter erspart hatte und der einen feinen Spurt hinlegte. Der bis zur Linie gut durchziehende Pokerface Diamant wurde mit dem dritten Geld belohnt, während die zunächst viertplatzierte Donna Kievitshof von den Stewards aus der Wertung genommen wurde. Ihr Fahrer Werner Schnieder war dem Pechvogel Pershing Shadow ausgangs des letzten Bogens durch eine verbotene Fahrspurveränderung mächtig in die Quere gekommen. Der schwer irritierte Hamann-Schützling geriet von den Beinen, was für Schnieder als Konsequenz 200 Euro Strafe und ein vierzehntägiges Fahrverbot nach sich zog. Den Rang vier erhielt daher der eher unauffällige Iron Steel (Hans-Jürgen von Holdt) und Platz fünf ging an dessen Stallgefährtin Honeybee und Heinrich Gentz. Zuvor hatte der Chef des Gestüts Lauvenburg diese beiden Pferde in ihren Vorläufen zu überraschenden  Siegen gesteuert.            
 
Das Fritz-Brandt-Rennen war natürlich der große Höhepunkt des Berliner Nachmittags. Aber die Veranstaltung entwickelte sich zugleich zu einem Glanzauftritt von Michael Nimczyk, dem vier Siege gelangen. In dem mit 7.000 Euro dotierten Trial I des Adbell-Toddington-Rennens orientierte sich der Goldhelm mit SJs Sunday vor den Tribünen in die zweite Spur. Der Hengst des Gestüts Neritz fand gleich im Anschluss noch einmal an die dritte Position innen zurück. Auf der Gegenseite war der Jauß-Traber der einzige Teilnehmer, der dem Piloten Breitling (Andrea Lombardo) folgen konnte. Die Prüfung entwickelte sich zu einem Duell dieser beiden Pferde und als Michael Nimczyk SJs Sunday, dessen Mutter Sundae As leider viel zu früh eingegangen ist, auf der Zielgeraden herausnahm, war das Gefecht endgültig entschieden. Der Hengst zog mit fünf Längen Vorsprung auf und davon. Ähnlich überlegen agierte King of the World (12:10), der eine Runde vor dem Ziel im Rush nach vorne zog und zur Tagesbestzeit von 14,1/1.900m sprintete. „Er gehört zu den besten Pferden, die wir jemals trainiert haben!“, strahlte Michael Nimczyk im Anschluss und auch über seine beiden weiteren Treffer war die Freude groß: Ain’tshes King hatte mit dem Verlauf durch die zweite und dritte Spur keinerlei Probleme und die 238:10-Außenseiterin Wolvega Mo fing ihre Konkurrenten mit einem tollen Endspurt ab.
 
Wie soll man bloß ein Pferd mit solch einem Charakter, wie ihn Harry’s Bar besitzt, nur ausreichend würdigen? Wenn es um Einsatzwillen und Bereitschaft geht, dann müsste man den von Thorsten Tietz präsentierten Sechsjährigen wohl in der Renntagsnachschau an erster Stelle erwähnen. Denn nach dem von der Spitze aus erzielten, völlig überlegenen Drei-Längen-Triumph verriet sein Besitzer Klaus Gührs sichtlich bewegt: „Jeder seiner Siege ist für uns doppelt wertvoll, denn Harry’s Bar leidet an einem schweren Handicap: Er ist auf einem Auge blind. Es ist einfach bravourös, was er trotz dieser Einschränkung leistet und das Vertrauen, dass er Thorsten Tietz und den anderen Menschen um ihn herum entgegenbringt, ist ganz besonders wichtig. Der Braune ist uns unheimlich ans Herz gewachsen und wir sind sehr stolz auf ihn!“ Aber auch die restlichen Sieger des Fritz-Brandt-Renntages wussten für sich einzunehmen: Daniel Wagner gelang ein Doppelschlag durch die auf Anhieb ihre Maidenschaft ablegende Oh Happy Day und den außen herum imponierenden Rovere Holz.  Und die von Andrea Lombardo präsentierte Becky Dragon war schon auf dem ersten Kilometer gut im Bilde, spielte ihren gefürchteten Speed aber erst auf den letzten zweihundert Metern aus. 

Die nächste Veranstaltung findet am Sonntag, dem 27. April statt. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das Heinz-Mohr-Memorial und der Trial 2 B des Adbell-Toddington-Rennens. Beginn ist um 13.30 Uhr!